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Behaftung der Seiten, (über den Einwand, dass die Existenz
zweier ähnlicher Dreiecht' nicht nötig, sondern nur euklidisch
sei, siehe nächsten Abschnitt u. s. f.). Man kann den von zwei
sich schneidenden Geraden gebildeten Winkel bestimmen durch
einen endlichen oder unter- oder übersinnlich vorstellbaren Kreis
imd die betreffenden, im Verhältnis der Radien stehenden kleinen
Umfangsslücke. Aber man braucht hierzu keinen Verhältnissatz,
sondern nur jenen Begriff der Kongruenz und jenen axioma-
tischen Kongruenzsatz mit drei Seifen (siehe später!). Es ist
für die schwierigeren, mehrere Weitenbehaftungen (also ausser
dem Endlichen das Unendliche) betreffenden Probleme durchaus
nötig, auch den Winkelpunkt, die übrigen Punkte und Strecken
genau nach den vorkommenden Weitenbehaftungen sich vorzu
stellen und zu definieren. Zum Beispiel muss man danach prä
zisieren, was ein flacher Winkel, die Hälfte davon, also der
rechte ist, wieweit bei der Gleichheit der Wechselwinkel oder
bei der Summierung der inneren Winkel an Parallelen die Be
haftung geht. Endlich ist es nötig, auch die Vorstellung der
Geraden und Parallelen derart genau anzuwenden, z. B. zu
berücksichtigen, dass für das Unendliche allein zwei um End
liches entfernte Punkte und Parallele in einen Punkt, bezw. in
eine Gerade Zusammenfällen, dass z. B. ein endliches Dreieck
ganz und gar in den Ort eines „Punktes bloss für das über
sinnlich Vorstellbare 1,1 hineinfällt.
Die räumliche Veranschaulichung der uichteuklidisclieu
Annahmen.
Eine Figur, bei der auf einer Strecke zwei andere senkrecht
stehen und die Endpunkte dieser anderen verbunden sind, mit
der Betrachtung darüber, ob auch diese Verbindung als Ort aller
gleichweit von der ersten Strecke entfernten Punkte eine Gerade
ist oder vielleicht ein Kreis, findet sich schon bei dem Deutschen
Christoph Schlüssel (Clavius) 1574, der Euklid herausgab und da
bei eine Zusammenfassung des darüber bis dahin Bekannten gab.
Diese Euklidausgabe ist bis 1738 oft (22 mal) gedruckt worden,
und auf jene Figur beziehen sich auch Bitonto 1680 und Saccheri
1733, Da die Bewegung nicht scharf von der übrigen geome
trischen Vorstellung getrennt wurde, so findet man auch die Dar-