Full text: Moderne Verirrungen auf philosophisch-mathematischen Gebieten

Moderne Verirrungen 
auf 
philosophisch-mathematischen Gebieten. 
I. Allgemeine Vorbesprechung. 
Zunächst ist es falsch nur den Mathematiker oder nur den 
Philosophen zu hören und hören zu lassen bei Untersuchungen, 
welche Grundlagen betreifen und als wesentlich „Anschauung, 
Vorstellung, Begriffe, Definitionen, logischen Aufbau, Wirklichkeit, 
Notwendigkeit, Möglichkeit u. a.“ behandeln oder mitbehandeln. 
Der Philosoph, der nicht zugleich Mathematiker ist, wird leicht 
fehlgreifen und wird sich oft selbst falsche Einwürfe machen 
lassen müssen, weil er nicht sachkundig genug ist, um stets 
scharf und ohne Pachirrtümer eine Vermengung des bloss Fach 
gemässen mit den allgemeinen Grundlagen zurück weisen zu kön 
nen. Der Mathematiker, der nicht zugleich ein ganz gründlicher 
und vielseitiger Philosoph ist, wird leicht in philosophischen Fra 
gen leichtsinnig, übereilt und falsch urteilen und mit Widerlegung 
der vom Philosophen begangenen- Fachfehler glauben, der philoso 
phischen Kritik überhaupt enthoben zu sein. Es ist in vielen 
Arbeiten einseitiger Philosophen wie einseitiger Mathematiker 
neuerdings mehr Falsches als Richtiges geschrieben worden. Bei 
der nachfolgenden Kritik versuche ich, eine zusammenhängende 
Reihe von hauptsächlich solchen Verirrungen zu kritisieren, die 
zum Teil schon seit Jahrzenten in wissenschaftlichen Kreisen der 
Mathematiker vorkamen, oft als grosse Errungenschaften und Ent 
deckungen von den Beteiligten emporgehoben, oft anfangs nur 
zaghaft in die Öffentlichkeit gebracht wurden, Anhänger fanden, 
aber auch heftige Feinde, durch verfehlte Kritik sich sicherer 
fühlten, durch treffende Einwendungen zu eigenen Korrekturen,
	        
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