Die Optik.
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*4. §.
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II. Abschnitt.
Vom Sehewmkel und einigen davon abhän
genden Erscheinungen.
rZ. §.
T?enn man das menschliche Auge nur von außen
betrachtet, so nimmt man leicht Ln der Mitte des
selben eine schwarze kreisförmige mit zarten durch
sichtigen Hauten bedeckte Oeffnung wahr, die der
Stern heißt; durch diese geht das Licht ins Innere
des Auges, und verursacht alsdenn die Empfindung
des Sehens. Wie der innere Bau des Auges be
schaffen ist, und was in demselben beym Sehen vor
geht, wird unten, soweit man es hat entdecken kön
nen, umständlicher erzählt werden: hier genügt es,
wenn man nur überlegt, nach welchen Gesetzen das
Licht von jedem strahlenden Körper auf den Stern
des Auges auffällt. Es sey also der kleine Kreis
4 Fig-Oö) hex Stern im Auge, O sein Mittelpunck, L und
M ein Paar strahlende Puncte; so wird jeder dieser
Puncte L, M, die Spitze eines Strahlenkegels
seyn, dessen Grundfiäche der Stern im Auge ist»
Die Axen OL, OM, dieser Strahlenkegel laufen
im Mittelpunck O des Sterns zusammen, und
schließen daselbst den Winkel LOM ein. Dieser
Wi kel heißt die scheinbare Entfernung der
Puncte L und M von einander: eigentlich ist es
der Sebewinke!, unter welchem die Entfernung
beyder Puncte dem Auge erscheint. Es ist hier
gleichgültig, ob die Punkte L und M , auf der Ober
fläche eines und eben desselben strahlenden Körpers
liegen, oder wo sie sonst seyn mögen, woferk sie nur
dem Auge beyde zugleich sichtbar sind.