Full text: Lehrbegriff der Optik und Perspectiv ([Theil 7])

II. Abschnitt. 27 
ken bedeckter Himmel dem Auge darstellet? ist eine 
Frage, die sich so leichß nicht beantworten laßt. In 
der sphärischen Astronomie betrachtet man zwar die 
Sache so, als wenn alle Schnitte durch die Verti- 
callinie 02 Halbkreise waren, und man har dazu 
gure Gründe, welche eine solche Vorstellung voll 
kommen rechtfertigen. Es scheint uns auch sehr 
natürlich zu seyn, den Himmel über uns als eine 
hohle Halbkugel zu betrachten, und dies besonders 
des Nachts bey klarer und heiterer Luft, wenn man 
alle Sterne siehet. Diese scheinen insgesammt vom 
Auge gleich weit entfernt zu seyn, weil wir den Un 
terschied ihrer Entfernungen nicht wahrnehmen kön 
nen, und dies dürfte wohl die Vorstellung einer 
solchen Halbkugel erregen, an deren innern hohlen 
Fläche die Sterne gleichsam angeheftet scheinen. 
Indessen ist es gewiß, daß uns das Gewölbe des 
Himmels unter gewissen Umständen gegen dieSchei- 
tellinie zu mehr eingedrückt und platter erscheint, als 
wenn eö eine völlige Halbkugel wäre, und dies we 
nigstens nach meiner eigenen Erfahrung, wie mir 
selbst die Sache vorkömmt, vornemlich alsdenn, 
wenn der Himmel ganz mit Wolken bedeckt ist. 
Smiths Meynung von dem Gesetz, nach welchem 
sich die scheinbare Gestalt des Himmels krümmt, 
findet man im Lehrbegr. der Mptik i B. s Cap. 
rbq. 164. §. 55-58 S. nach Dastners Ueber- 
fehung. Er nimmt an, es sey das scheinbare Him 
melsgewölbe ein Kugel-Segment, das kleiner wie 
eine Halbkugel ist, und schließt aus daselbst ange 
führten Beobachtungen', daß der Halbmesser des 
Horizonts ungefähr mal größer, als die schein 
bare Höhe der Scheitellinie sey.
	        
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