Zehntes Kapitel.
Raunikurven.
Einfache Bögen im Raume.
256. Unter dem Richtungskegel eines Kurvenbogens im
Raume verstehen wir einen Kegel, dessen Seitenlinien zu den Tan
genten des Bogens parallel sind. Die Spitze des Kegels kann be
liebig gewählt werden.
Der Bogen heißt einfach, wenn folgende Bedingungen erfüllt
sind: 1. Kein Teil des Bogens darf eben oder geradlinig sein.
2. Jeder Punkt des Bogens muß zwei entgegengesetzt gerichtete
Halbtangenten haben. 3. Der Richtungskegel muß einfach sein,
d. h. es muß wenigstens eine Ebene existieren, die ihn in einem
einfachen ebenen Bogen schneidet, dieser Bogen kann dann als
Leitkurve des Kegels benutzt werden. 4. Wenn ein Punkt M den
gegebenen Bogen AB in einem bestimmten Umlaufssinne durch
läuft, soll die Tangente in M ihre Richtung beständig derart
ändern, daß die zugehörige Seitenlinie des Richtungskegels diesen
kontinuierlich und monoton durchläuft (d. h. so, daß sie sich be
ständig nach derselben Seite hin auf dem Kegel bewegt). Die eine
Mantelhälfte des Richtungskegels bestimmt die Richtung der vor
wärtslaufenden Halbtangente, die andere Mantelhälfte die Richtung
der rückwärtslaufendeu Halhtangente.
Da von dem Richtungskegel höchstens zwei Seitenlinien einer
gegebenen Ebene parallel sind, können von dem Bogen höchstens
zwei Tangenten der Ebene parallel sein. So kann man erkennen,
daß eine Ebene nicht vier Punkte P, Q, E, S mit dem Bogen
gemein haben kann, denn sonst müßte (nach 20l) jeder der Bögen
PQ, QR., RS (wenn P, Q, R, S einander in dieser Reihenfolge auf
dem Bogen folgen) mindestens einen Punkt enthalten, dessen Tan
gente der Ebene parallel ist (dieses wäre nämlich der Punkt, der
auf dem betrachteten Bogen von der Ebene den größtmöglichen
Abstand hat). Folglich: Ein einfacher Bogen im Raume hat höch
stens drei Punkte mit einer Ebene gemein.