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Erster Abschnitt. § 26.
Nachdem so die Frage theoretisch ziemlich allseitig erörtert
ist, müssen wir nochmals einen Blick auf die Erfahrung werfen^
um zu gestehen, dafs dieselbe keines der mitgeteilten Systeme
mit voller Strenge als das richtige hinstellt. Man kann daher
folgende Erw’ägung anstellen: Nach den Entwicklungen des § 22
(S. 74) sind für unsere Erfahrung, soweit wir sie bis jetzt beurteilen
können, unendlich viele Fälle gleich möglich; nur einer von diesen
entspricht der euklidischen Geometrie; also darf (wenigstens augen
blicklich) die Wahrscheinlichkeit, dafs sie die wirklich bestehende
sei, nur als unendlich klein bezeichnet werden. Dem entgegen
mufs aber darauf hingewiesen werden, dafs es strenge Forderung
jeder Naturerklärung ist, stets unter den verschiedenen Erklärungs-
Versuchen den einfachsten zu wählen. Nun hat allerdings jede
Raumform vor den andern ihre charakteristischen Vorzüge, so
dafs die Frage, welches die interessanteste und schönste sei, ohne
Zw T eifel ganz verschieden beantwortet wird. Aber das kann doch
nicht bezweifelt werden, dafs die Geometrie Euklids unter allen
die einfachste ist. Folglich darf sie allein zur Erklärung der
Beobachtungen benutzt, mufs also vorläufig allein als richtig an
genommen werden.