Die projektive Geometrie.
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charakteristisch. Betrachten wir nämlich die Transformation nur
von der analytischen Seite ohne Rücksicht auf die geometrische
Anwendung, so geben die Wurzeln der Gleichung (3) diejenigen
Werte an, welche bei der Transformation ungeändert bleiben.
Diese Werte selbst hangen natürlich von den Punkten Pqq, P 0 , Pi
ab, welche wir zur Bestimmung der Gröfsen x benutzt haben;
aber ihre Anzahl ist von der Wahl der Grundpunkte durchaus
unabhängig. Zwar kann man durch eine reelle Transformation
£ XX -f- 4
t ux -f- v
drei reelle Werte x t , x 3 , x 3 in drei beliebige andere Werte £ 1}
£2, £3 überführen; auch tritt an die Stelle der Gleichung (3)
eine neue Gleichung, deren Wurzeln von denen der ersten im
allgemeinen verschieden sind; aber reellen Werten von x ent
sprechen reelle Werte von £, und zwar jedem x ein einziges £;
deshalb haben die Gleichungen entweder beide zwei reelle
verschiedene oder beide zwei gleiche oder beide komplexe
Wurzeln.
Im Fall zweier reellen Wurzeln sprechen wir von einer
hyperbolischen Transformation; wenn die Wurzeln zusammen
fallen, nennen wir die Transformation parabolisch, und wenn
sie imaginär sind, elliptisch. Demgemäfs ergeben sich auch
für die Darstellung der Bewegung einer Geraden in sich drei ver
schiedene Möglichkeiten. Jede von ihnen ist aber, wofern sie
nicht etwa beim weiteren Aufbau zu einem Widerspruch führen
sollte, für den Raum selbst charakteristisch. Wir unterscheiden
also hyperbolische, parabolische und elliptische Raum
formen, jenachdem zwischen den Koeffizienten a, b, c, d der
Transformation, welche der starren Bewegung einer Geraden in
sich entspricht, unter der Bedingung (2) die Beziehung statthat:
(a -f- d) 2 > 4 oder — 4 oder 4.
Dabei beachten wir, dafs der hier angegebene Unterschied
schon in einem endlichen Gebiete des Raumes, welches den am
Schlüsse von § 1 angegebenen Forderungen genügt, erkannt
werden könnte, wenn es möglich wäre, Messungen mit voll
kommener Genauigkeit auszuführen. Denn dann brauchte man
nur den Punkten einer Geraden nach der angegebenen Methode
Zahlen zuzuordnen, alsdann die Gerade beliebig in sich zu ver-
Killing, Grundlagen der Geometrie. I.
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