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Dritter Abschnitt. § 14.
(§ 7—10). Diese Ähnlichkeit in den Ergebnissen kann auch in
der Beweisführung herbeigeführt werden (§ 11—13): man legt
analytische Mannigfaltigkeiten zu Grunde, leitet aus einer ein
fachen Voraussetzung durch Rechnung Folgerungen her, die be
kannten geometrischen Sätzen entsprechen, und kann jetzt ein
Beweisverfahren einschlagen, das voll und ganz mit der Methode
der Geometrie übereinstimmt. So ist man einer Wissenschaft
immer näher gekommen, die in übertragenem Sinne als Raum
lehre bezeichnet werden kann. Es fragt sich nur, ob man sich
nicht auch davon unabhängig machen kann, dafs der Gegenstand
der Untersuchung und die Grundlagen, auf denen der Weiterbau
möglich ist, durch die Analysis gegeben werden. Diese Frage
haben wir in § 14 einer vorläufigen Prüfung unterzogen und sind
einer rein geometrischen Grundlage wenigstens näher gekommen.
Umgekehrt haben wir von gewissen geometrischen Sätzen aus
analytische Formeln hergeleitet, vermittelst deren die Theorie der
mehrdimensionalen Raumformen entwickelt werden kann. Hiernach
liefert die Durchführung eines einfachen analytischen Prozesses
alle Sätze des mehrdimensionalen Raumes; ein innerer Wider
spruch ist also vollständig ausgeschlossen.
Natürlich kann es nicht fehlen, dafs manche Sätze des drei
dimensionalen Raumes bei ihrer Übertragung auf eine gröfsere
Zahl von Dimensionen wesentliche Veränderungen erleiden; aber
eine blofse Abweichung von bekannten Sätzen darf nicht als ein
Beweis für die Unmöglichkeit einer mehrdimensionalen Geometrie
angesehen werden. Auch die Geometrie von zwei Dimensionen
ist in mancher Hinsicht von der des dreidimensionalen Raumes
wesentlich verschieden; ich erinnere nur daran, dafs regelmäfsige
Polygone von jeder Seitenzahl existieren, während die regelmäfsigen
Körper nur in beschränkter Anzahl möglich sind. Es ist also
nicht gestattet zu verlangen, dafs die geometrischen Lehren für
jede Zahl von Dimensionen ungeändert bleiben. 37 )
Von mancher Seite ist grofses Gewicht auf die Thatsache
gelegt worden, dafs durch den Erfahrungsraum selbst mehrdimen
sionale Mannigfaltigkeiten geliefert werden, wofern man nicht
den Punkt, sondern gewisse andere Gebilde als Elemente be
trachtet. Wie mir scheint, ist die Bedeutung dieses Umstandes
jedoch vielfach überschätzt worden. Wenn man z. B. geglaubt