Vierter Abschnitt. § 5.
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sehen davon, dais wir nicht von vorn herein beweisen können,
dafs von jedem Punkte eine einzige Senkrechte auf eine Ebene
gefällt werden kann, dieser Satz vielmehr nicht in voller Allge
meinheit besteht, würden wir gezwungen sein, neue Annahmen
zu machen, also das Prinzip verlassen, nach welchem es geboten
erscheint, die Axiome auf die geringste Zahl zurückzuführen.
Auch in der Praxis gelingt es meistens nicht, die Senkrechten
unmittelbar zu messen; vielmehr ist es bei gröfseren Entfernungen
notwendig, die Koordinaten auf einem indirekten Wege zu be
stimmen.
Wir suchen also nach Merkmalen, welche uns erkennen
lassen, dafs die für neue Punkte erhaltenen Koordinaten als Fort
setzung der früheren gelten können. Dazu ist an erster Stelle
die Stetigkeit notwendig; d. h. wenn Punkte eine stetige Mannig
faltigkeit im Raume bilden, so müssen ihre Koordinaten auch
eine stetige Mannigfaltigkeit von Wertsystemen bilden. Diese
Bedingung allein genügt aber nicht; vielmehr mufs eine zweite
hinzutreten, in welcher die erste schon eingeschlossen ist. Man
lasse einen Körper Kj, welcher in der Ruhelage dem zuerst be
trachteten Raumteile angehört, eine gewisse Bewegung machen;
durch Vermittlung der Körper K 2 , K 3 . .. K s _! sei man zu einem
Körper K s gelangt und habe den sämtlichen Punkten, welche von
K 2 , Ka-.-Ks—i, K s in der Ruhelage gedeckt werden, Koordinaten
zugeordnet. Läfst man eine Bewegung machen, so werden
seine Koordinaten Veränderungen unterworfen, welche durch
gewisse lineare Gleichungen angegeben werden; dann soll die
hierdurch für K 2 , K s . .. K s _,, K s hergeleitete Bewegung ana
lytisch dadurch ausgedrückt werden, dafs man die für K, (i = 2.. .s)
aufgestellten Koordinaten in dieselben Gleichungen einsetzt. Wir
wollen zeigen, dafs eine solche Zuordnung allgemein möglich ist.
Nur mufs vorläufig die Frage unerörtert bleiben, ob demselben
Punkte nicht verschiedene Koordinatenwerte entsprechen können.
Am übersichtlichsten läfst sich diese Aufgabe für ein ver
schwindendes Kümmungsmafs lösen. Man gehe von einem Körper
aus, der in seinem Innern den Anfangspunkt enthält. Zu allen
Punkten, welche der Körper in der Ruhelage deckt, mögen die
Koordinaten bestimmt sein, und jedem so erhaltenen Wertsystem
(x x ... x n ) soll nur ein einziger Punkt entsprechen. Mit diesem