Die Clifford-Kleinschen Raumformen.
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auf die Eindeutigkeit in der Fortsetzung der Bewegungen, mufs
also in den neuen Raumformen wesentliche Modifikationen er
leiden. Aber dafür besitzen die Clifford-Kleinschen Raumformen,
wie unsere kurze Charakterisierung einzelner Formen gezeigt hat,
wieder manche Vorzüge, die bei den frei beweglichen Raum
formen wegfallen.
Nur ein einziges Bedenken kann meines Erachtens mit einiger
Berechtigung gegen die neuen Raumformen geltend gemacht
werden. Die Mechanik mufs von der Voraussetzung ausgehen,
dafs nur die gegenseitige Fage der Körper für ihre gegenseitige
Einwirkung von Einflufs ist, nicht aber die Lage im Raume selbst.
Betrachtet man z. B. die Einwirkung, welche zwei Massenpunkte
infolge der Fernwfirkung auf einander ausüben, so darf es nicht
auf die Richtung der Verbindungsgeraden, sondern nur auf ihre
Länge ankommen. Im vorliegenden Falle scheint aber die Ein
wirkung je nach der Richtung der Geraden verschieden zu sein,
so dafs sie sich zu ändern scheint, wenn man den Punkten unter
Beibehaltung der Entfernung eine andere Lage giebt. Indessen
ähnliche Bedenken stellen sich jeder neuen Theorie entgegen;
sie berechtigen nicht zur Verwerfung, sondern gestatten höchstens,
das endgültige Urteil vorläufig hinauszuschieben. Die Mechanik
ist eben für die neuen Raumformen noch nicht entwickelt; sobald
das geschieht, wird man um so bestimmter erwarten können,
dafs die erwähnten Bedenken wegfallen, weil die reine Geometrie
auch die Grundlage für die Mechanik bildet und von geometrischer
Seite die Berechtigung nicht bezweifelt werden kann. Zudem
handelt es sich hier um Fernwirkungen, deren Annahme an sich
den schwersten Bedenken unterliegt und welche von dem grofsen
Entdecker des Gravitationsgesetzes nur als Ersatz für das Resultat
unmittelbarer, jedoch unbekannter Nahewirkungen betrachtet
wurden.
Die Abschnitte I, II und IV suchen die Frage zu beant
worten: Welche Gesetze gelten für den Raum (im eigentlichen
Sinne)? Bei der Beantwortung dieser Frage können wir von
der Erfahrungs-Thatsache ausgehen, dafs diejenigen Gesetze, welche
Euklid aus wenigen Voraussetzungen hergeleitet hat, entweder in
voller Strenge gelten oder dafs doch die Abweichung für jedes
Gebiet, das unserer direkten Messung zugänglich ist, innerhalb