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Sechster Abschnitt. § 7.
Punkte sein sollen, gestattet, auch der Zahl null und jeder ganzen
negativen Zahl einen Punkt zuzuordnen. Bei der Gültigkeit des
fünften Postulats wird auch keiner der hierdurch gewonnenen
Punkte mit einem anderen zusammenfallen. Die durch Projizieren
und Schneiden gewonnene Zuordnung der Punkte nötigt uns auch,
jeder rationalen Zahl einen Punkt in der Weise zuzuweisen, dafs
zwei Punkte nur dann zusammenfallen, wenn gleiche Zahlen zu
ihnen gehören. (Es ist dies, wie beiläufig bemerkt werden mag,
dieselbe Zuordnung, die wir in II § 3. B. 1. S. 107 ff. dargelegt
haben.)
Nachdem so für eine einzelne Gerade eine Messung ein
geführt ist, hat man die Möglichkeit, unter Benutzung eines Ko
ordinatensystems die Lage der Punkte durch Zahlen zu bestimmen.
Hierbei ist man aber durchaus auf »rationale Punkte« beschränkt;
will man zu Punkten übergehen, für welche einzelne Koordinaten
irrationale Werte annehmen, so kommt man ohne ein neues
Axiom nicht aus. Fano möchte am liebsten den Raum durch
die »rationalen Punkte« erschöpft sein lassen und die »irrationalen«
durch eine blofse Definition einführen; indessen wollen wir ihm
auf dies Gebiet nicht folgen.
Wir bemerken nur noch, dafs er seine Theorie auf eine be
liebig grofse Zahl von Dimensionen überträgt und dafs hierbei
keine wesentliche Änderung notwendig wird.
Es scheint uns zweifellos, dafs diese Art der Begründung
dem Leser Interesse abgewinnt; dagegen dürfte die Frage, ob das
aufgestellte System von Voraussetzungen auf Natürlichkeit An
spruch machen kann, wohl kaum allgemein bejaht werden. Indem
ich mich jeder Kritik enthalte, will ich zum Schlufs noch be
merken, dafs Herr Fano aufser dem Wege, den ich hier in seinen
Grundzügen skizziert habe, noch einen zweiten Weg angiebt, der
ebenfalls in voller Strenge zur Projekdvität führen und den Vorzug
der Kürze besitzen soll. Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Teil
seiner Arbeit vollständig richtig aufgefafst habe; wenn aber meine
Auffassung die richtige ist, so mufs ich gestehen, dafs dieser
zweiten Art, die Projektivität zu begründen, schwere Bedenken
entgegenstehen.