Full text: A - B (1. Band)

Atmosphäre. 
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Atmosphäre. 
Abstufungen, und erzeugte somit die 
Strömungen der Luftmasse in den oberen 
Regionen vom Aequator nach beiden Polen 
hin, und mit Herstellung des Gleichge 
wichts in den unteren Regionen von den 
Polen nach dem Aequator hin, wie es 
noch heut geschieht. Indem nämlich die 
Luft um die Aequator-Ebene heifser, aus 
gedehnter, leichter und höher, nach den 
Polen zu immer kälter, dichter, schwerer 
und niedriger ist, so finden die oberen 
Schichten vom Aequator ab, zu beiden 
Seiten in gleichen Höhen oder Abständen 
von der Erdoberfläche Luftleeren, welche 
sie permanent auszufüllen haben; mit 
diesen oberen Abströmungen werden aber 
die zugehörigen Luftsäulen über der Ober 
fläche leichter, die nach den Polen hin 
durch Zuströmungen schwerer, das aero- 
statische Gleichgewicht ist gestört, und 
die nothwendige Folge davon ist die 
Strömung der unteren Luft-Regionen in 
entgegengesetzten Richtungen. 
Dafs die Luftströmungen (Winde) in 
verschiedenen Höhen nach verschiedenen 
Richtungen gehen, beweisen uns die Luft 
schifffahrt und Gewitter. Einen Vogel, 
der bei starkem Wind in die Luft sich 
erheben will, sieht man unter grofser 
Anstrengung senkrecht bis zu einer be 
stimmten Höhe sich aufschwingen, und 
hier leichten Fluges äufserst schnell nach 
einer mit dem Winde ganz verschiedenen 
Richtung horizontal fortgehen. Offenbar 
hatte der Vogel schon die Absicht, die 
später genommene Richtung einzuschla 
gen, und sein Instinct lehrte ihn, dafs er 
eine Luftschicht von der geeigneten Strom 
richtung finden würde. 
Eine andere permanente Luftströmung 
auf dem ganzen Erdball ist die von Ost 
nach West, in Folge des täglichen Um 
schwungs des Erdballs von West nach 
Ost um seine Axe, und diese hat von 
Anfang an stattgefunden. Die Lufttheil- 
chen nämlich, welche vermöge der Schwer 
kraft an den festen Erdkörper gefesselt 
sind, werden in die Schwungbewegung 
mit hineingerissen, ungeachtet sie als ab 
gesonderte Körperchen keinen festen Zu 
sammenhang mit der Erdaxe haben ; ihres 
Beharrungsvermögens oder ihrer Trägheit 
zufolge wollen sie in Ruhe bleiben, d. h. 
den zuvor eingenommenen Ort beibehal 
ten, und somit entsteht die scheinbar 
rückgängige Bewegung der Luft, der Ost 
wind, welcher, wo der Umschwung am 
stärksten ist, am Aequator, am heftigsten 
weht, während er an den Polen = Null 
ist und in unseren Gegenden durch viele 
zufällige andere Luftströmungen so weit 
unterbrochen wird, dafs wir denselben als 
permanent nicht mehr wahrnehmen. Da 
mit der gröfseren Höhe die Lufttheilchen 
eine gröfsere Umschwungs - Geschwindig 
keit annehmen müssen, zugleich ihre 
Leichtigkeit und Beweglichkeit zu-, ihre 
Schwerkraft aber abnimmt, so treffen alle 
Umstände überein, dafs die Strömung der 
Luft von Ost nach West mit der Höhe 
der Luft-Region zunimmt, und auch in 
unseren Gegenden wird sie mit zuneh 
mender Höhe immer vorherrschender sein. 
2. Die Höhe der A. wird sehr verschie 
den angegeben, je nach den Voraussetzun 
gen, welche den Berechnungen derselben 
zu Grunde gelegt werden. 
Nach dem Mariotte’schen Gesetz könnte 
man annehmen, dafs die A. bis in’s Un 
endliche reicht. Mariotte nimmt nämlich 
an, dafs jede luftförmige Flüssigkeit ein 
unbegrenztes Expansionsbestreben habe, 
dafs sie zu unbegrenzter Ausdehnung nur 
durch Druckkraft verhindert "werde, und 
dafs die Dichtigkeiten verschiedener Luft 
massen sich verhalten wie die auf sie 
wirkenden Druckkräfte. 
Nun ist die Druckkraft der A. auf die 
an der Erdoberfläche befindliche unterste 
Luftschicht so grofs, dafs sie einer Queck 
silbersäule im Mittel von 28 par. Zoll 
oder 760’"" 1 (Millimeter) das Gleichgewicht 
hält, und in 11,5'" (Meter) Höhe sinkt 
das Barometer um 1"""; die darüber 
stehende Luftsäule hält also einer 759""" 
hohen Quecksilbersäule das Gleichgewicht. 
Bei 2x11,5'" steht nun das Barometer 
auf 
und bei nxll,5'" auf 760 
(^Y'MiUm. 
V760/ 
So grofs man also auch immer n nehmen 
mag, so behält der Druck der darüber 
befindlichen Luft einen reellen Werth, 
und die Höhe nxll,5'" ist ohne Grenzen. 
Allein erstens ist eine unbegrenzte Ver 
dünnung der Luft nicht w r ohl denkbar, 
denn das Auseinanderrücken der Atome, 
bei welcher der Körper, dem sie ange 
hören, als ein homogenes Ganzes noch 
existiren kann, mufs jedenfalls seine Gren 
zen haben. (Vergl. den folg. Art. Atom.) 
Aber auch zweitens kommt hinzu, dafs 
die mit der Ferne vom Erdmittel zuneh 
mende Centrifugalkraft mit der abneh 
menden Schwerkraft in’s Gleichgewicht 
kommen mufs, und dafs in diefer Höhe 
von der Erdoberfläche kein Körper der 
Erde mehr angehören kann. 
3. Um diese Höhe zu finden, kann man 
2 Wege einschlagen: 
Jedes Lufttheilchen macht mit dem
	        
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