Atom.
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Atomgewicht.
änderungsfähigen, also festen, undurch
dringlichen Theilchen, den Atomen des
Stoffes, woraus der Körper besteht. Diese
Atome bleiben also auch in demselben
Stoff dieselben, der Körper möge starr,
flüssig oder gasförmig sein, z. B. in
festem, in flüssigem und in zu Dampf
verflüchtigtem Golde; die in den verschie
denen Aggregatzuständen statthabenden
verschiedenen specifischen Gewichte des
selben Stoffs haben ihren Grund nur in
den verschiedenen gegenseitigen Entfer
nungen der Atome, zu welchen sie durch
die Kraft der Wärme auseinandergerückt
werden.
Die Theorie lehrt, allen Versuchen und
Beobachtungen und der menschlichen
Vernunft entsprechend, dafs jedem Atom
in Beziehung auf jedes ihm zunächst
liegende gleichartige Atom eine Anzie
hungskraft und eine Abstofsungskraft inne
wohnt. Die Anziehungskraft der Atome
wird durch die Festigkeit des die Atome
begreifenden Körpers, d. h. durch die
erforderliche Kraft, um die Massentheile
nach verschiedenen Richtungen von ein
ander zu trennen, ausgesprochen; die
Abstofsungskraft bildet die Porosität, d. h.
die Entfernung der einzelnen Atome un
ter einander, und ist der Anziehungskraft
und mithin auch der von dieser abhängi
gen Festigkeit entgegengesetzt.
Von der Gröfse, der Gestalt und dem
absoluten Gewicht der Atome haben wir
keine Vorstellung, weil sie ihrer Kleinheit
wegen nicht wahrzunehmen sind. Da
gegen ist man im Stande, das specifische
Gewicht derselben in Bezug auf das Ge
wicht des Atoms eines bestimmten Kör
pers, wozu der Sauerstoff gewählt worden
ist, und aus diesen relativen Gewichten,
den A t o m g e w i c h t e n auch die relativen
Räume, welche sie einnehmen, die Atom
volume sehr genau zu bestimmen.
Nach diesen nun beträgt z. B. das
Atomvolum des Quecksilberdampfes etwa
das loOOfaehe von dem Atomvolum des
flüssigen Quecksilbers, und da das Atom
des Quecksilbers sich nicht ändern kann,
so müssen die leeren Räume zwischen
den einzelnen Atomen des Dampfes 1500
mal gröfser sein als bei der Flüssigkeit
und zwar ohne dafs die Homogenität des
Körpers (des Dampfes) aufgehoben wird.
Meiner Ansicht nach haben diese Ab
stände der Atome für die Beibehaltung
der Homogenität des Gases ihre bestimmte
Grenze, und wüfsten wir diese, so könn
ten wir für jeden Barometerstand auf der
Erdoberfläche die Höhe der Erd-Atmosphäre
nach dem Mariotte’schen Gesetz berech
nen. Wenn durch fortgesetzte Exhaustion
mittelst einer Luftpumpe die Grenze der
Dünnigkeit, z. B. die der atmosphärischen
Luft erreicht wäre, so würde diese zu
gleich entweder die Grenze der Evacuation
sein, oder wenn bei dem folgenden Aus
zuge des Stempels die Masse dem neu
gebildeten leeren Raum folgte, so würden
die Atome einzeln niederfallen und voll
kommene Leere entstehen.
In dem Artikel Aequivalent ist erklärt,
wie verschiedene einfache Stoffe chemisch
zu zusammengesetzten Körpern sich ver
binden, indem sie ihre Atome zu einem
leichförmigen Gemenge an einander rei-
en. So z. ß. bildet sich unterschweflige
Säure aus Schwefel und Sauerstoff, indem
beide Körper in einander fliefsen, und
sich der Art gleichmäfsig vermengen, dafs
immer 1 At. Schwefel mit 1 At. Sauer
stoff sich an einander begiebt. Dieses
abwechselnde Aneinanderlegen je zweier
Atome verschiedener Stoffe geschieht durch
Chemismus, nämlich vermöge der che
mischen Verwandtschaft zwischen beiden
Stoffen, und beide sind auch nur durch
Chemismus wieder zu trennen. Beide
Atome, ein Doppel-Atom, bilden nun das
At. des dritten, von beiden einfachen
Stoffen ganz verschiedenen Körpers, der
unterschwefligen Säure.
Beide Stoffe, Schwefel und Sauerstoff,
haben aufser der vorigen und noch andern
auch einen Grad der Verwandtschaft, ver
möge welcher 2 Atome Schwefel mit
5 Atomen Sauerstoff sich zu einem At.
eines von beiden verschiedenen Körpers,
der Unterschwefelsäure, verbinden; das
At. derselben besteht also aus 7 einfachen
Atomen, die nur durch Chemismus zu
trennen sind, und verhält sich in der
Säure wie das einfache At. in einem ein
fachen Stoff.
Die Aneinanderfügung der Atome zu
einem homogenen Körper geschieht also
durch zweierlei Anziehungskräfte, durch
die Cohäsion und durch die Verwandt
schaft (Affinität s. d.). Die Cohäsion ver
bindet gleichartige Atome mit einander,
einfache Atome zu einfachen, zusammen
gesetzte At. zu zusammengesetzten Kör-
ern, dergestalt, dafs der Körper, als die
umrne der Atome, mit jedem seiner At.
gleichartig ist; die Verwandtschaft, Affi
nität, verbindet ungleichartige At. mit
einander, und zwar in verschiedenen, aber
jedesmal bestimmten Mengen zu einem
Körper, der mit jedem der einfachen At.
ungleichartig, mit dem zusammengesetzten
Atom aber gleichartig ist.
Atomgewicht. In dem Artikel Aequi
valent, No. 5, ist schon angegeben, dafs
Aequivalent nicht immer Atom, sondern