Auge
Auge.
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Haut sich zerstreuen, die Regenbogen
farben erzeugt.
Der Raum zwischen der Hornhaut bdb'
und der Linse f ist um die Iris herum
mit der wässerigen Feuchtigkeit
(humor aqueus), dies sind 6 bis 7 Tropfen
wasserhelle farblose Flüssigkeit, ausgefüllt.
4. Die 3 Feuchtigkeiten, die wässerige,
die Krystall-Linse und der Glaskörper,
brechen den eintretenden Lichtstrahl und
führen ihn gebrochen auf die Netzhaut.
Die wässerige Feuchtigkeit hat mit dem
Wasser, die Linse mit dem Krystallglase
ziemlich gleiche Brechbarkeit, die der Glas
feuchtigkeit liegt zwischen beiden in der
Mitte.
Das Sehen besteht nun darin, dafs von
jedem äufseren leuchtenden Punkt sämmt-
liche innerhalb der Pupille in’s Auge
fallende Strahlen, durch die 3 Feuchtig
keiten gebrochen, nach einem einzigen
Punkt der Retina geführt werden. So
z. B. die Strahlen des Punkts « sowohl
in den gezeichneten Grenzstrahlen, als
auch in den zwischen ihnen liegenden
Strahlen nach dem Punkt ß, wie die des
Punkts y nach dem Punkt /)'. Die Punkte
rechts werden also links, die Punkte links
werden rechts, obere Punkte unterhalb
und untere Punkte oberhalb auf der
Retina abgespiegelt, und es erscheint auf
derselben von jedem äufseren Gegenstände
ein verkehrtes Spiegelbild.
5. (Physiologisches.) Dafs der Mensch
dennoch die Gegenstände nicht verkehrt,
sondern richtig sieht, liegt in der inner
halb des Gehirns befindlichen Vernunft,
die durch das Sehnervenmark das ver
kehrte Bild zur Beurtheilung empfängt.
Das Kind greift schon nach dem Monde,
es weifs, dafs der Gegenstand aufserhalb
seiner sich befindet, es hat nur noch
keine Erfahrung über dessen Entfernung,
allein es wirft schon im Geiste die inne
ren Spiegelbilder ß und d nach « und y,
also auf dem gekommenen Wege zurück,
also das Rechts nach Links u. s. w., so
dafs das Linke wirklich links u. s. w.
gesehen wird.
6. Die Optik lehrt (vergl. Ablenkung
des Lichtstrahls), dafs die Vereinigung
von Lichtstrahlen in einem Punkt, wie
hier die aus « in ß, aufser von den Brech-
barkeitsgraden der 3 Feuchtigkeiten, noch
abhängt von deren äufseren Krümmungen
und von der Entfernung des Gegenstandes
(«) vom A. Wenn also Gegenstände von
einer bestimmten Entfernung vom A.
wie « ihre Strahlen in einem Punkt ß
der Netzhaut vereinigen, so müfsten von
ferneren Gegenständen die Vereinigungs
punkte, wie ß, vor die Retina fallen, sich
dort durchkreuzen und auf der Retina
als kleine Kreisflächen erscheinen, welche
undeutliche Bilder geben. Nähere Gegen
stände würden hinter der Retina liegende
Vereinigungspunkte, auf der Retina also
unmittelbar Kreise und undeutliche Bilder
geben.
Dafs gesunde Augen nahe wie ferne
Gegenstände gleich scharf sehen, liegt
nun darin, dafs die Willenskraft Muskeln
in Bewegung setzt, welche je nach der
Entfernung des zu sehenden Gegenstandes
die gedachten Krümmungen ändert; ob
dies mit der Hornhaut, welche die Form
der wässerigen Feuchtigkeit bestimmt,
allein geschieht, oder auch mit der Kry-
stali-Linse, ist noch nicht ermittelt. Dies
Vermögen zur Aenclerung der Gestalt des
menschlichen Auges hat seine Grenzen;
bei Raubvögeln ist es in hohem Maafse
vorhanden: In grofser Höhe vom Erd
boden zieht der Vogel bei Beobachtung
des Küchleins die Linse ganz flach, und
während er auf dasselbe herabstürzt, wird
sie immer gewölbter und zuletzt zur
Kugelgestalt.
A., die das Vermögen zur Gestalt-
Aenderung in nur geringem Maafse haben,
sind entweder kurzsichtig (myops) oder
fernsichtig, weitsichtig (presbyops).
Erstere sehen nur nahe Gegenstände,
letztere nur ferne Gegenstände deutlich.
7. Dafs das A. achromatisch ist, dafs
es die Gegenstände also ohne farbige
Ränder sieht, dafs also mit der Brechung
des Lichtstrahls nicht dessen Zersetzung
in Farben geschieht, liegt darin, dafs die
Feuchtigkeiten und Flüssigkeiten, welche
der Lichtstrahl durchdringt, von ver
schiedener Brechbarkeit sind, wie in dem
Art.: Achromatisch speciell erklärt ist.
8. Dafs ein Gegen-
Fig. 117. stand P .mit zwei
Augen nur einmal
gesehen wird, hat eine
physiologische Ursach.
Die Vernunft nämlich
findet, indem beide
Augen mit ihren Axen
auf P gerichtet sind,
auf beiden Netzhäuten
beide Bilder gleicher
Weise angeordnet, sie
Avirft beide Bilder für
die Beurtheilung hin
aus, und beide müssen
daher zu einerlei P
wieder werden. Hat
man Pfixirt, sind also
die Augenaxen nach
AP und A P gerich
tet, so fällt von einem