Full text: A - B (1. Band)

Bezeichnung. 365 Biegsam. 
zwei verschieden grofse Zahlen sich zu 
denken. 
In der Geometrie, wo Figuren von Li 
nien , Körper von Flächen, und diese 
wieder von Linien begrenzt sind, ist schon 
jede Zeichnung an der Tafel oder auf 
dem Papier eine B., eine Vertreterin der 
wirklichen oder der zu denkenden Raum- 
gröfse. Eine Linie bezeichnet man durch 
zwei grofse Buchstaben an deren beiden 
Endpunkten. Stofsen zwei Linien zusam 
men, so bezeichnet man den von ihnen 
gebildeten Winkel ganz geeignet durch 
die beiden Linien, welche ihn bilden, 
also z. B. mit AB, BC; man setzt aber 
der gröfseren Einfachheit wegen den an 
der Winkelspitze stehenden Buchstaben 
nur einmal, und zwar in die Mitte, und 
bezeichnet Z ABC auch ebenso sicher 
mit z B. Wenn aber drei Linien AB, 
CB, ÜB der Reihenfolge nach in B Zu 
sammentreffen, so entstehen 3 Z, näm 
lich die Z. ABC, ABU und CBU, welche 
so wie hier geschehen, bezeichnet werden 
müssen. 
In der algebraischen Geometrie (s. d.) 
wo Linien durch Rechnungsarten mit ein 
ander verbunden werden, bezeichnet man 
des leichteren Rechnens wegen jede Linie 
mit einem kleinen lateinischen Buchsta 
ben, als a, b, c. 
In der Trigonometrie, wo ./ addirt und 
subtrahirt werden, bezeichnet man aufser- 
dem der Einfachheit wegen die Z mit 
kleinen griechischen Buchstaben, auch 
wohl mit den letzten Buchstaben w, x, 
y, s des kleinen lateinischen Alphabets. 
Wo keine unbekannten Gröfsen Vorkom 
men, die bekanntlich mit x, y, z bezeich 
net werden, hat dieselbe Bezeichnung für 
Winkel nichts Nachtheiliges; allein beim 
Durchlesen von Abhandlungen, wenn man 
nicht allein sin x, cos x u. s. w., sondern 
auch x findet, und da man gewöhnt ist, 
unter x eine unbekannte Grofse zu be 
greifen, wird die Uebersicht erschwert und 
man thut immer besser, für Winkel grie 
chische Buchstaben zu wählen, weil man 
auf den ersten Anblick solches Zeichens 
weifs, dafs man einen Winkel vor sich hat. 
So würde, wenn die oben gedachten 
Z ABC mit u, CBI) mit ¡3, ABI) mit y 
bezeichnet wären « — ß — y, ß .= y — «, 
y — n + ß sein. 
Das Differenzial bezeichnet man am ent 
sprechendsten mit einem cursiven ö, um 
es von einer Constanten d sogleich unter 
scheiden zu können; das Integralzeichen 
/ ist der Anfangsbuchstabe von Summe, 
da das Integral als eine Summe zu be 
trachten ist. 
Gleichartige oder in einerlei Zusam 
menhang stehende Gröfsen, werden mit 
einerlei Buchstaben bezeichnet und durch 
Strichelungen unterschieden, z. B. Abscis- 
sen einerlei Axe X mit x, x', x" .... 
Ordinateli bezeichnet man in der Regel 
mit y, also mehrere zu einerlei Axe У 
gehörige mit y, y’, y".. . Constanten bei 
Integralen mit С, С, C" ..., К, K', 
K" ... Functionen mit F, f, ry, als Fx, 
fy, ifs; dagegen ist F'x gleichbedeutend 
mit ()Fx, dem Differenzial von Fx. Halb 
messer von Kreisen bezeichnet man gern 
mit R, r oder p oder В, R', R"... ., 
r, r','r"....; p, p', {>".... (dem An 
fangsbuchstaben von Radius). Das Ver- 
hältnifs zwischen dem Umfang und dem 
Durchmesser eines Kreises, die constante 
Zahl 3,1415926.... wird allgemein mit 
dem griechischen Buchstaben n, dem An 
fangsbuchstaben von Tifgitf Periphe 
rie, bezeichnet. Die Beschleunigung, der 
Weg von der Ruhe aus in der ersten 
Secunde wird ziemlich allgemein mit G, 
y, G' (Gravitas), die Geschwindigkeit mit 
C, c, c 1 ... oder V, V, V 1 .... (Celeritas, 
Velocitas); Zeiten werden mit T, t, l" .... 
(tempus) bezeichnet. 
Entsprechende B. erleichtern sehr das 
mathematische Studium und den Ueber- 
blick während des Calcüls und bei Durch 
lesung desselben. So ist Fig. 188, pag. 
296 der Kreis mit KO, die Ellipse mit 
EO, die Parabel mit POP und die Hy 
perbel mit HOH bezeichnet, damit man 
aus den Buchstaben sogleich die Curven 
unterscheide. Eben so bezeichne man in 
allgemeinen Ausdrücken : Summe mit S, 
Differenz mit D, Höhe mit //, Länge mit 
L, Breite mit B. 
Biconcav sind Linsen (Angengläser), 
wenn sie auf beiden Seiten hohl sind, 
biconvex heifsen dieselben, wenn sie 
auf beiden Seiten erhaben sind; in jedem 
von beiden Fällen bildet jede der Linsen 
oberflächen den Theil einer Kugelober 
fläche. 
Biegsam ist ein Körper, der durch 
äufsere auf ihn wirkende Kräfte seine 
Gestalt ändert, ohne zu zerbrechen. Diese 
Eigenschaft haben mehr oder weniger alle 
Körper, und harte Körper in Folge und 
je nach dem Grade ihrer Elasticität, die 
indefs oft so gering ist, dafs die mögliche 
Biegung des Körpers nicht wahrgenom 
men werden kann, wo dann der Körper 
spröde heißt. Von Fossilien, die in 
Form von dünnen Blättchen sichtbar ge 
bogen werden können, sagt man, sie seien 
biegsam. Körper, die nach aufgehobenem 
Druck der auf sie wirkenden Kräfte ihre
	        
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