Anomalie.
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Anomalie.
a. W. von « und von J: y ist der ä u f s e r e
a. W. von d und von «. (Vergl. Aeufsere
Winkel, 1).
Anomalie (Ungleichmäfsigkeit, Ungleich-
förmigkeit in der Bewegung der Planeten
um die Sonne) ist der augenblickliche
Ort eines Planeten in seiner Bahn, in
dem er sich wirklich befindet (wahre
oder scheinbare A.), oder der Ort, in
dem er sich befinden würde, wenn er
regelmäfsig sich bewegte (mittlere A.).
Beide Orte werden durch bestimmte Win
kel angegeben, und diese Winkel die A.
des Planeten genannt. Gesetzt, in S be
finde sich die Sonne, AB PU sei die
elliptische Bahn des Planeten um dieselbe,
AP die Absidenlinie (s. d. u. Absiden),
Fig. CG.
P das Perihelium, A das Aphelium, in B
befinde sich der Planet, so ist Z. BSP,
der* Z. nämlich, den der Radius vector BS
mit der Absidenlinie nach dem Perihelium
hin bildet, die wahre oder scheinbare A.
des Planeten für den Augenblick seines
Standorts B.
Bewegt sich der Planet von P über
B, A, U wieder nach P, so ist in P seine
gröfste, in A seine geringste Geschwin
digkeit, und die Zeit, welche er zu diesem
Umlauf gebraucht, ist sein Jahr, und
zwar sein siderisches, wenn der Punkt
P als unverrückbar gedacht wird. Würde
nun der Planet durch die Ellipse während
derselben Zeit sich gleichförmig bewegen,
so wäre sein Ort in demselben Augenblick,
wo er in B wirklich sich befindet, zwischen
P und B, etwa in B', und der B'SP
heifst, die mittlere A. des Planeten,
der Unterschied beider nämlich BSB'
die Gleichung des Mittelpunkts,
indem in der Astronomie unter Gleichung
so viel wie Ausgleichung verstanden wird.
Kennt man den Augenblick, in welchem
der Durchgang des Planeten durch das
Perihel stattgefunden hat, und die Länge
des Jahres, so kann man für jeden Zeit-
Augenblick die mittlere A. finden, indem
die Länge des Bogens PB' zur Länge
der ganzen elliptischen Bahn sich ver
hält, wie die auf den Weg durch den
Bogen PB' verflossene Zeit zu der des
anzen Jahres, und weil /_B'SP von dem
ogen PB' abhängig ist.
Um aus der gegebenen mittleren A.
=Z.PSB’ die wahre A. = /_BSP zu fin
den (das Keppler’sche Problem) oder aus
der wahren die mittlere A. zu finden
(das umgekehrte Keppler’sche Problem),
ist also die Reduction von Längen ellipti
scher Bogen auf Winkel erforderlich, und
da es doch nur darauf ankommt, das
Verhältnifs zu finden, in welchem die
Zeit des Durchlaufs eines elliptischen
Bogens zu dem der ganzen Ellipse steht,
so erhält man diese einfacher, wenn man
für die mittlere A. den excentrischen
Kreis und dessen Bogen in Rechnung
bringt.
Zeichnet man nämlich aus dem Mittel
punkt C der Ellipse mit der halben grofsen
Axe den Kreis und denkt sich diesen
exce n tri sehen Kreis als von dem
Planeten gleichförmig durchlaufen, so hat
man, wenn t die Zeit bedeutet, in welcher
der Planet von P wirklich nach B ge
kommen ist, T die Zeit des siderischen
Jahres und b den Punkt in dem excen
trischen Kreise, nach welchem von P aus
der Planet in derselben Zeit t bei gleich
förmiger Bewegung gekommen wäre:
t: T= Bogen bP : nAP=Z_bCP : 360°
Aus diesem Grunde nennt man auch
wohl, wenn b und B zusammen gehören,
Bogen Pb oder PCb die mittlere A.
Desgleichen kann man den Sector bCP
die mittlere A. nennen, wenn man ihn
auf die Fläche des excentrischen Kreises
{K)-7i-CP 2 als Einheit bezieht. Nach
dem zweiten Keppler’schen Gesetz bewegt
sich jeder Planet der Art, dafs in gleichen
Zeiten von dem Radius vector gleich
grofse elliptische Sectoren durchlaufen
werden. Demnach ist auch der von P
nach B von dem Radius vector durch
laufene Sector BSP die mittlere A., wenn
man diesen auf die elliptische Ebene
(£) = n • CP • CU als Einheit bezieht.
Es ist also die mittlere A. =
PBAUP
Sect. BSP , Sect. BSP Pb
= WTCPTCD ° der E = W7ÄP
_ Sect. 6CT 1 Sect. bCP /_ bCP
~ "V^cp 0 k “ ~mp~
Die directe Auflösung der beiden ge
dachten Keppler’schen Probleme führt auf
eine transcendente Gleichung. Man ver
meidet dieselbe durch Einführung einer