Convex und Concav.
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Convex und Concav.
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von der Tangente abwärts oder von einem
Standpunkt aus gesehen, in welchem die
krumme Linie vor den Tangenten liegt,
heilst concav, hohl. Man erklärt auch:
Eine krumme Linie (AEB), w r elche von
einer geraden Linie (HB) in 2 Punkten
(A, B) geschnitten wird, heilst nach der
Richtung der Sehne (AB) hin concav,
nach der Richtung deren Verlängerung
(AH) hin, convex. Eine entsprechendere
Erklärung ist wohl: Eine krumme Linie
(AEB) heilst nach der Richtung hin, in
welcher 2 nahe liegende Tangenten (AD,
BD) sich schneiden, convex; nach der
Richtung hin, in welcher die zugehörigen
Normalen (AC, BC) sich schneiden, concav.
Die Winkel, welche die aufeinander fol
genden Normalen (AC, BC) mit einer
Abscissenlinie (XX') nach einerlei Rich
tung und nach dem Anfangspunkt der
Abscissen hin gemessen, wie z AJX,
/_BI\X, werden bei der coucaven Linie
immer gröfser, bei der convexen immer
kleiner.
Eine Linie kann nach einerlei Rich
tung hin betrachtet die convexe Form mit
der concaven vertauschen; der Punkt \V
(Fig. 510) in dem dies geschieht, heilst
der Wendungspunkt. Weil bei Be
stimmung der Form einer Curve in einem
bestimmten Punkt E derselben ein sol
cher Wendungspunkt in der Nähe sein
könnte, muls der dafür zu untersuchende
Bogen AB unendlich klein genommen
werden.
Fig. 511 u. 512.
Im Calcül ist oft ein untrügliches Kenn
zeichen erforderlich, ob eine Curve in einem
ihrer Punkte convex oder concav ist, und
die Differenzialrechnung giebt das Mittel
dazu. In dem Art.: Berührende Li
nie, Bd. I, pag. 344 mit Fig. 216 ist
nachgewiesen, dafs die trigonometrische
Tangente des Winkels («), den die geo
metrische Tangente (BT) an einem Punkt
(B) der Curve mit der Abscissenlinie (SH)
bildet, = ist dem Quotient des Differen
zials der Ordinate (y) des Punktes (B)
durch das Differenzial der Abscisse (x)
für denselben Punkt (B), nämlich For
mel (2) daselbst
&X
und zwar ist dieser Werth allgemein gül
tig, und unabhängig davon, ob die Curve
nach der Abscisse hin convex oder concav
ist, ob nämlich der Punkt S links oder
rechts von dem Punkt T der Tangente
fällt, und der Z GBL < oder > als z a
ist. Fig. 511 und 512 sind die Fort
setzungen von Fig. 216, und wie das erste
0W
Differenzial — mit Hülfe des rechtwink-
ax
ligen Dreiecks GBL, dessen Catheten
A* und Ay angenommen worden, abge
leitet ist, so soll hier das zweite Diffe
renzial aus dem folgenden zweiten Drei
eck NGM, dessen Catheten A 2 * und A 2 y
angenommen sind, abgeleitet werden; und
zwar weil ^ ^ als das Differenzial von
dy
?"=»i
ein characteristisches Merkzeichen für die
Form der Curve abgiebt.
Es ist für ly« nämlich die Abscisse
x in x + A* nnd die Ordinate y in
y -f Ay umgeändert worden. Aendert man
nun l\x in Ax r A‘x und Ay in Ay + A i y
A y
so entsteht statt der Quotient
An
Ay f A 2 y
Ax + A 2 x
Fig. 511, wo die Curve concav ist, wird
¿NGM<aGBL,
A 2 y < Ay
A 2 x ~ Ax ’
folglich ist
also auch 4 +
Ax + A*x Ax
und der mit dem Zuwachs von Ax und
Ay entstehende Zuwachs der Function
A2L+A y _ wird subtractiv.
Ax + A 2 x Ax
Da nurf mit dem Zuwachs der Unver
änderlichen Ax eine Abnahme der Func
tion geschieht, so ist das Differenzial ne
gativ,
also
By 0 2 y ,.
d w = IS ‘ ; 11 egativ.
Fig. 512, wo die Curve convex ist, wird
Z XGM > z GBL,
A y Ay
Ä?x' Ax
folglich
also auch ^-44 >4?
Ax + A 2 x Ax
mit dem Wachsthum der Unveränderli
chen Ax geschieht ein Wachsthum der