Canal waage.
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Capillarität.
aus dem obigen Vortrag hervorgeht, auf
dem Spiegel kein Bild, sondern denselben
als eine erleuchtete Fläche, deren Farben
von dem Gegenstände abhangen, auf den
die Linse gerichtet ist.
Canalwaage, Wasserwaage, ein Ni-
vellir-Instrument, welches an sich un
vollkommen ist, und nur da angewendet
wird, wo es auf grofse Genauigkeit nicht
ankommt, dann aber recht gute Dienste
leistet, als für landwirtschaftliche Zwecke,
z. B. behufs der Ebenung eines in den
Profilen unregelmäfsigen Platzes, zu An
lage von Abzugsgräben u. dgl.
Es besteht aus einem horizontalen Rohr
AB von starkem Metallblech, mit aufrecht
gebogenen Tüllen an beiden Enden, in
welche von beiden Seiten offene Glasröh
ren wasserdicht und senkrecht eingesetzt
werden. In den hohlen Raum wird durch
Fig. 275.
die obere Oeffnung eines der beiden Glä
ser Wasser eingegossen, bis es auf etwa
\ der Höhe in den Gläsern steht. Die
beiden sichtbaren Wasserspiegel geben die
Horizontale DE an, und ein Auge in D
visirt längs DE nach einem entfernten
Punkt, der nun als in einerlei Horizon
talen mit DE liegend, markirt wird. Das
Instrument hat in der Mitte einen Ansatz
F, mit dem es während des Visirens auf
ein Stativ gesetzt wird.
Die Horizontale DE wird um so genauer
visirt, je länger AB ist, woher die Röhre
AB unter 2 Fufs lang nicht genommen
werden darf. Wegen der Capillarität ist
der Wasserspiegel in einem Glase con-
cav, man visirt also DE nur in den Rän
dern des Spiegels; auch steht der Wasser
spiegel in communicirenden ungleich
weiten Röhren ungleich hoch, in der
engeren Röhre höher, daher man beide
Gläser gleich weit und überhaupt nicht
zu eng, mindestens ^ Zoll w r eit nehmen
mufs, und das Rohr AB ist vor dem Vi-
siren möglichst horizontal, oder vielmehr,
die Gläser sind möglichst vertical zu
stellen, wobei man ein Bleiloth zu Hülfe
nehmen kann. Beim Eingiefsen von Was
ser und während des Transports dürfen
in dem Rohr AB keine Luftblasen zum
Verhalten kommen, weil diese eine un
gleiche Spannung gegen die beiden Was
sersäulen äufsern und somit eine un
gleiche Höhe, also eine unrichtige Hori
zontale veranlassen können.
Capillaranziehung, Capillarattraction
ist die Erscheinung, dafs Flüssigkeiten in
engen Röhren durch die Adhäsion deren
Wandungen in die Höhe gezogen werden,
so dafs sie den Flüssigkeitsspiegel eines
damit communicirenden weiteren Gefäfses
überragen.
Capillardepression, die Erscheinung,
dafs Flüssigkeiten in engen Röhren, von
deren Wandungen sie nicht angezogen
werden, dieselben also auch nicht be
netzen, vermöge der überwiegenden Co-
häsion ihrer Massentheilchen unter den
Flüssigkeitsspiegel eines mit der Röhre
communicirenden weiteren Gefäfses sinken.
Capillarität (capillus, das Haar), Haar
röhrchen-Anziehung ist die in den
vorigen beiden Art. aufgeführte Erschei
nung; die des zweiten Art. eigentlich
eine Haarröhrchen-Abstofsung, wie
man sie aber nicht nennt. Die aufstei
gende C. hat zum Grunde, dafs die Ad
häsion der Röhrenwandungen gegen die
denselben nahen Flüssigkeitstheilen gröfser
ist als die auf dieselben wirkende Schwer
kraft, und die absteigende C., dafs die Co-
häsion der Massentheilchen, in Folge wel
cher diese den möglich kleinsten Raum
als Kugel einnehmen wollen und hinab
sinken um den darunter befindlichen Theil-
chen näher zu kommen, die auf die um
liegende Flüssigkeit wirkende Schwerkraft
überwindet.
Eine bekannte Erscheinung im Leben
giebt Zeugnifs von der bedeutenden Wir
kung der C.; nämlich dafs ein Wasch-
schwamm, der nur mit der untersten
Spitze in Wasser eingesenkt wird und
bleibt, sehr bald bis auf die obersten
Theilchen hinein das Wasser auffängt;
eben so geschieht dies mit Holzkohlen
und andern porösen Körpern, indem die
Poren enge Röhrchen sind, deren Wan
dungen das Wasser adhäriren (vergl. Ad
häsion am Schlufs).
2. In einer weiten Glasröhre ist der
Flüssigkeits - Spiegel in der Mitte eine
waagerechte Ebene, an dem Rande ge
krümmt; ist die Flüssigkeit benetzend,
wie Wasser, so ist die Krümmung hohl
und an dem Rande aufsteigend, ist sie
nicht benetzend, wie Quecksilber, so ist