Full text: C - D (2. Band)

Dampf. 
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Dampf. 
von Wärme zu Dampf geworden ist. Das 
Gas dagegen ist als luftförmiger Körper 
in seinem Normalzustand und wird aus 
diesem entweder gar nicht oder nur durch 
starkes Zusammendrücken zur Flüssigkeit 
verändert. 
5. Dampf mit Flüssigkeit von einer 
Temperatur besitzt eine bedeutende Wär 
memenge, welche thermometrisch nicht 
wirkt, welche also von dem Stoff zur 
Bildung der Dampfform aus der Flüssig 
keit chemisch gebunden (verschluckt, ab- 
sorbirt) wird und daher gebundene 
oder latente Wärme heilst. Bei dem 
Wasserdampf beträgt sie im Mittel 550°C., 
so dafs Dampf von 100° C., welche das 
Thermometer anzeigt, eine Wärmemenge 
von 550° + 100° = 650° wirklich enthält. 
Früher wurde aus Versuchen abstra- 
hirt, dafs bei einerlei Stoff die latente 
Wärme in allen Temperaturen in glei 
cher Menge vorhanden sei, so dafs Was 
serdampf von 200° C. thermometrischer 
Wärme 200° + 550° = 750°, Dampf von 
300° C., 300° + 550° = 850° Wärme ent 
halten sollte. 
Nach denVersuchen von Schärpe, von 
Clement und Desormes befindet sich in 
dem Dampf eines jeden flüssigen Stoffs 
eine unabhängig von seiner Temperatur 
bestimmte Wärmemenge, von welcher 
derjenige Theil den das Thermometer 
nicht anzeigt, latent ist. Die Gesammt- 
wärme im Wasserdampf z. B. ist 650° C., 
demnach hat 
Dampf von 0° C. Therm.= 650° latenteW, 
» „ 100° C. „ =550° „ „ 
„ * 500° C. „ =150° „ „ 
„ „ 650° C. „ = 0° „ „ 
Wenn nun die latente Wärme Charac- 
teristik von Dampf ist, so kann Wasser 
dampf von 650° C. kein Dampf mehr sein, 
er kann also nur Wasser sein, oder was 
vielleicht dasselbe ist, der Dampf mufs 
die Dichtigkeit des Wassers haben, und 
es wäre diese Dichtigkeit auch vernunft- 
gemäfs das Maximum der möglichen Dich 
tigkeit eines Dampfes, nämlich die Dich 
tigkeit der ihm zu Grunde liegenden Flüs 
sigkeit. / 
Dampf von — 50° C. hätte nach Obigem 
700°C. Wärmemenge und man hat hier 
bei zu erwägen , dafs die Wärme nicht 
mit dem thermometrischen 0° beginnt, 
dafs also obige G50° summarische Wär 
memenge diejenige ist, welche das Ther 
mometer von 0° ab mifst, und dafs nach 
einem Thermometer, welches die Grade 
bei — 50°C von 0° anfinge, (Fahrenheit) 
die Wärmemenge im Wasserdampf wirk 
lich mit 700° ausgesprochen werden würde. 
Ferner ist ermittelt, dafs die Mengen 
der latenten Wärme in verschiedenarti 
gen Dämpfen in umgekehrtem Verhält- 
nifs stehen mit deren Dichtigkeiten (diese 
auf einerlei Gewichtseinheit bezogen), also 
in umgekehrtem Verhältnifs mit den ab 
soluten Gewichten gleicher Quantitäten 
Dämpfe bei einerlei Temperatur und der 
selben Spannung. So z. B. verhalten 
sieh die Dichtigkeiten des Wasser- und 
des Alkoholdampfes wie 100 : 258 und 
die Mengen der latenten Wärme sind 
gefunden worden 550 und 214, welche 
das Verhältnifs 257 : 100 ergeben. 
6. ¡Die Wärme erscheint demnach in 
dem Dampf mit 2 entgegengesetzten Wir 
kungen , als positiv und als negativ, oder 
als anziehende und als abstofsende Kraft. 
Erstere ist die latente Wärme, welche 
dem Dampf verbleiben will; letztere die 
thermometrische, die freie W., die Tem 
peratur als diejenige Kraft, mit welcher 
die YV den Dampf verlassen will. Man 
könnte sich den Erscheinungen nach 
auch denken, dafs in dem Dampf 2 Wär 
mestoffe sich befinden, der latente und 
der thermometrische, die in gleichen Quan 
titäten sich neutralisiren: Kommt ther 
mometrische W hinzu (geschieht Erwär 
mung), so wird diese von der im Dampf 
befindlichen latenten W angezogen und 
diese wiederum lälst nun eben so viel 
der von ihr bis dahin gebunden gewe 
senen thermometrischen W los, die nun 
frei wird und als Temperatur erscheint. 
7. Jede Flüssigkeit, welcher unter einem 
bestimmten Luftdruck Wärme zugeführt 
wird, kommt endlich unter stärkerer Aus 
strömung von Dampf in Wallung, d. i. 
in siedenden Zustand, und dies geschieht 
mit dem Wärmegrade, bei welchem der 
Dampf die Spannung hat, welche dem 
Luftdruck das Gleichgewicht hält. Auf 
sehr hohen Bergen kocht die Flüssigkeit 
bei einer geringeren Temperatur als am 
Meeresspiegel, w'eil dort der Luftdruck 
geringer ist und weil Dampf von gerin 
gerer Temperatur genügt um dem gerin 
geren Luftdruck das Gleichgewicht zu 
halten. 
Bei einem mittleren Druck der At 
mosphäre von 0,7G m Barometerstand 
nimmt das Wasser diejenige Temperatur 
an, die man mit 100° Celsius bezeichnet, 
folglich hat Wasserdampf von 100° C. die 
Spannung der atmosphärischen Luft von 
0,76"' Quecksilbersäule, oder eine Atmos 
phäre Druckkraft oder von 14 Zollpfund 
auf den preufsischen nZoll Grundfläche. 
Die Spannungen der Dämpfe wachsen 
in einem w r eit höheren Maafse als die zu
	        
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