Chronologie.
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Chronologie.
inne hatte. Ein Jahr hat also zu dauern
von dem Augenblick an, wo die Erde in
dem Frühlingspunkt steht, bis zum Wie
dereintritt derselben in den Frühlings
punkt, oder von Herbst- zu Herbstpunkt,
oder von Winter- zu Winterpunkt, oder
von Sommer- zu Sommerpunkt.
Frühlings- und Herbstpunkt sind nun
die Durchschnittspunkte der Ekliptik mit
der Aequatorebene; diese bleibt unver
rückbar, die Ekliptik dagegen macht eine
kleine Bewegung von Ost nach West,
welche jährlich 50,1 Bogensecunden be
trägt, um welche sie die Erde bei deren
jährlichem Umlauf in der Ekliptik ent
gegenkommt, so dafs in dem für das bür
gerliche Leben allein anwendbaren Jahr
die Erde 50,1 Secunden weniger als 360
Grad zurücklegt, welches an Zeit 20 Mi
nuten 20,4 Seeunden = 0,014125 Tage we
niger beträgt als die obigen 365,25638
Tage (s. astronomisches Jahr, pag. 148).
Dieses der bürgerlichen Zeitrechnung zu
Grunde liegende tropische Jahr hat
also 365,242255 Sonnentage = 365 Tage
5 Stunden 48 Minuten und etwa 51 Se
cunden Sonnenzeit und 366,242255 Stern
tage = 366 Tage 5 Stunden 48 Minuten
und etwa 51 Seeunden Sternzeit.
Demnach ist
ein Sonnentag
eine Sonnenstunde
eine Sonnenminute
366.242255
365.242255
366.242255
365.242255
366.242255
365.242255
1,002738 Sterntage = 24 Stunden 3 Minuten
56,5632 Sec. Sternzeit
1,002738 Sternstunden = 1 Std. 9,8568 Sec.
Sternzeit
1,002738 Sternmin. = 1 Min. 9,8568 Terzien
Sternzeit.
4. Diesem dem bürgerlichen Jahr (s. d.
Art. pag. 442) zu Grunde liegenden tro
pischen Jahr hat aber die Natur wiederum
nicht constante Tage als Unterabtheilun
gen gegeben: jeder (wahre) Sonnentag ist
an Länge dem ihm vorangegangenen und
dem ihm nachfolgenden Tage ungleich,
und so sind es auch deren Stunden, so
dafs die Stunde, der genau 24ste Theil
eines Tages verschieden ist von der
Stunde des vorangegangenen und von
der des nachfolgenden Tages, desgleichen
die Minute und die Secunde, während
alle Sterntage, Sternstunden, Sternminu
ten dieselben sind und bleiben.
Die Verschiedenheit der Sonnenzeit
liegt darin, dafs die Erde mit verschie
denen Geschwindigkeiten die Ekliptik
durchläuft. Im Perihel bewegt sich die
Erde am schnellsten, im Aphel am lang
samsten; auf dem Wege vom Perihel nach
dem Aphel hin immer langsamer, vom
Aphel nachdemPerihel hin immer schneller.
Es sei BAD ein Theil der Ekliptik, S
der Stand der Sonne. Ist A das Aphel,
AA' der Bogen, den die Erde in einem
Sonnentage durchläuft, so würde dieselbe
einen gröfseren Bogen AA" durchlaufen,
wenn A das Perihel wäre. In A hat der
Punkt a der Erdoberfläche Mittag, in A’
hat 6’, in A" hat b" Mittag, indem die
Badien ca, cb', cb" nach der Sonne S
hingerichtet sind. In A’ hat der Punkt a
Fig. 294.
axe + dem Bogen a’b’ durchlaufen; in
A" hat a eine volle Umdrehung bis a"
um die Erdaxe -p dem Bogen a"b" durch
laufen. Da nun die Zeit der Umdrehung
der Erde um ihre Axe (von a bis a’ oder
a"), der Sterntag constant ist, Bogen a”b"
> Bogen a’b' so ist der Sonnentag von
A bis A! kleiner als der von A bis A".
Ueberhaupt nehmen die Sonnentage mit
ihren 24 Sonnenstunden immer mehr ab,
je mehr die Erde vom Perihel nach dem
Aphel hin sich bewegt, und immer mehr
zu, je näher die Erde wieder dem Perihel