Chronologie.
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Chronologie.
kommt. Für uns, die Bewohner der nörd
lichen Halbkugel ist Winter, wenn die
Erde in der Nähe des Perihels, und Som
mer, wenn sie in der Nähe des Aphels
sich befindet; im Winter haben wir also
längere, im Sommer kürzere Tage, Stun
den, Minuten und Secunden. Der Unter
schied zwischen dem längsten und dem
kürzesten dieser Tage beträgt gegen vier
Minuten.
5. Solche Verschiedenheit darf aber in
der Zeit für den bürgerlichen Verkehr
nicht Vorkommen: die Tage und deren
Unterabtheilungen müssen von Anfang
bis Ende des Jahres einerlei bleiben. Aus
diesem Grunde denkt man sich neben
der wirklichen Erde von ungleichförmiger
Bewegung eine zweite Erde von gleich
förmiger Bewegung in der Ekliptik, oder
wie man zu sagen pflegt, neben der wirk
lichen Sonne von (scheinbar) ungleich
förmiger Bewegung eine zweite von (schein
bar) gleichförmiger Bewegung am Him
mel, eine nicht vorhandene mittlere
Sonne, welche die gleichmäfsige Zeit,
die mittlere Sonnenzeit bestimmt,
während die erste, die wahre Sonne,
wahreSonnenzeit angiebt, und indem
beide Sonnen in einerlei Zeit, nämlich
in einem Jahr, die Ekliptik (scheinbar)
durchlaufen.
Der Art.: Absiden, pag. 15 mit Fig. 17
zeigt, dafs die halbe Ekliptik vom Peri
hel P über den Frühlingspunkt F nach
dem Aphel A in einerlei Zeit mit der
anderen halben Ekliptik von A über den
Herbstpunkt II nach P von der Erde zu
rückgelegt wird. In P ist die Geschwin
digkeit der Erde am gröfsten, in A am
geringsten; die Erde bedarf also einer
längeren Zeit zu Durchlaufung der hal
ben Ellipse PAH als zu der anderen
Hälfte HPF. Hieraus geht nothwendig
hervor, dafs wenn beide Sonnen in ihren
Umläufen jährlich übereinstimmen sollen,
nur die Punkte P und A, das Perihel
und das Aphel es sein können, in wel
chen beide Sonnen, die wahre und die
mittlere, in der Ekliptik Zusammen
treffen , und dafs beide in allen an
deren Punkten derselben auseinander
stehen.
Die wahre Sonne S läuft von P bis F
schneller als die mittlere Sonne S’; ist
S in F, so ist S’ noch vor F; von F
ab läuft S langsamer als S' und S' holt
S in A ein. Von hier ab geht S lang
samer als S’; S bleibt zurück und S’
trifft früher in II ein als S, dagegen wird
S' von S in P wieder eingeholt.
6 Die mittlere Sonne durchläuft nun
die Ekliptik gleichförmig; allein die gleich
weit von einander entfernten Punkte der
Ekliptik sind es nicht, welche Tag für
Tag culminiren müssen, um gleich grofse
mittlere Tage zu geben, sondern die
Punkte im Aequator, der sich fort
dauernd um die Erdaxe gleichförmig um
dreht, weil dessen Ebene normal der
Erdaxe ist und verbleibt, während die
Ekliptik ihn und die Erdaxe schief durch
schneidet. Dafs aber mit Punkten von
gleichweiten Abständen in der Ekliptik
nicht zugleich gleich weit von einander
entfernte Punkte im Aequator culmini
ren, geht aus folgender Betrachtunghervor:
Es sei QQ 1 der Aequator, EPJ,' die Eklip
tik, beide schneiden sich im Frühlings
punkt F, Z.e(~ 23|°) sei die Schiefe der
Fig. 295.
Ekliptik FA — AB = BC = u. s. w. seien
die gleich grofsen Wege, welche die mitt
lere Sonne in den aufeinander folgenden
Tagen zurücklegt, so sind, wenn man die
sphärischen Projectionen der Punkte A,
B, C... auf den Aequator nimmt, wenn
man also die Bogen AA', BB\ CC'.. .
normal auf QQ' fällt, F, A’, B\ C'.. .
die Punkte im Aequator, welche mit den
Punkten F, A, B, C... zugleich cul
miniren.
Nun ist
lg FA' = lg FA • cos c
tg FB' — tg FB • cos c
lg FC’ = tg FC • cos c
u. s. w.
Setzt man FA = AB — AC ... = c
FA' = ID , ; A’B’ = w 2 ; B’C — ic 3 ... IV/I
so hat man
w | — tg c • cos e
w 2 = (fg 2c — tg c) • cos e
w 3 — (tg 3c — tg 2c) • cos c
Wn = [tg (nc) — lg (n — l)c)] cos c
Nun ist
tg (t - tg ß
folglich
sin (n — ß)
cos « • cos ß
tg 2c — lg c =
sm c
cos 2 c • cos c