Reibung.
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Reibung.
sind, so ist es klar, dass bei der Be
rührung kleine, dem idealen Gesetze,
welches die Oberflächen dieser Körper
bestimmt, widersprechende Erhebungen
und Vertiefungen sich vorfinden oder
bilden. Also z. B. wenn zwei Rollen sich
berühren, so finden sich auf den cylin
dri sehen Oberflächen derselben kleine
Wölbungen oder Gruben, welche dem
selben die vollkommene Cylindergestalt
nehmen, und auch eine vollkommene
Berührung unmöglich machen. Man kann
sich die Sache so vorstellen, als wenn
die Erhöhungen des einen in die Ver
tiefungen des andern Körpers dringen,
wodurch vermöge der Undurchdringlich
keit ein Widerstand gegen die Bewe
gung hervorgebracht wird. Indess ist es
nicht nöthig, die Reibung so materiell
aufzufassen, wenn man an die Stelle der
Undurchdringlichkeit sich Abstossungen
und Anziehungen denkt, welche das
Vorschreiten hemmen, und überwunden
werden müssen. Bei diesen Widerstän
den spielen indess nicht bloss die Theile
des Körpers eine Rolle, sondern auch
die Imponderabilien, namentlich die
Wärme, insofern die Reibung von Wärme
entwickelung begleitet ist, und zwar ha
ben die Versuche der neuesten Zeit ge
zeigt, dass diejenige lebendige Kraft,
welche bei der durch Reibung bewirkten
Verzögerung verloren geht, sich als
Wärme, d. h. als Zunahme der lebendi
gen Kraft der Aetherschwingungen ganz
oder beinahe ganz wieder vorfindet. In
sofern muss sogar diejenige Arbeit,
welche zur Ueberwindung der Wider
stände, welche der Körper selbst dar
bietet, verbraucht wird, als sehr gering
angeschlagen werden, weil nach dem Ge
setze der lebendigen Kräfte sonst ein
dieser Arbeit gleiches Quantum leben
diger Kraft ganz verloren gehen muss.
Diese Thatsache deutet auf eine weniger
materielle Natur der Reibung, als man
derselben gewöhnlich zu geben pflegt, hin.
2) Arten der Reibung.
Man stellt zunächst die Reibung der
Ruhe die Reibung der Bewegung gegen
über. Die erstere ist derjenige Wider
stand, welcher überwunden werden muss,
ehe der Körper zur Bewegung gelangen
kann, die letztere ist der bei der Bewe
gung selbst eintretende Widerstand. —
Jedoch ist auch nach der Art der Be
wegung ein Unterschied zu machen. Wie
die Bewegungen eines (festen) Körpers
auf einem andern in gleitende und
rollende getheilt oder zerlegt werden
können, so unterscheidet man auch eine
gleitende und eine rollende oder wäl
zende Reibung. Die gleitende Reibung
ist also die, welche sich einstellt, wenn
ein Körper sich gleitend, d. h. derart
bewegt, dass alle seine Punkte gleiche
und parallele Geschwindigkeiten haben.
Die rollende, die, welche stets stattfindet,
wenn ein Körper rollt, d. h. eine drehende
Bewegung um den jedesmaligen Berüh
rungspunkt oder die Berührungslinie be
schreibt, oder was dasselbe ist, wenn der
auf beiden sich berührenden Körpern
vom Berührungspunkte zuxfiickgelegte
Weg gleich ist. Wenn beide Bewegun
gen gleichzeitig Vorkommen, so finden
offenbar auch beide Reibungsarten statt.
Neben diesen Reibungsarten betrachtet
man oft noch die Zapfenreibung (Axen-
reibung), welche entsteht, wenn ein cy-
lindrischcr Zapfen sich in seinem Lager
dreht. Indess ist dies offenbar nur ein
besonderer Fall der gleitenden Reibung.
3) Gesetze der gleitenden Rei
bung,
Nur von der gleitenden Reibung sind
einige genauere Gesetze, die jedoch auf
empirischem Wege ermittelt sind, bekannt.
Dieselben lauten:
1) Die Reibung nimmt mit der
Rauhigkeit zu. — Sie wird also durch
Schmieren vermindert, weil hierdurch die
Vertiefungen ausgefüllt werden. Gel,
Fett, Seife sind gute Schmieren. Dage
gen vermehren dieselben die Adhäsion,
welche zwischen den sich unmittelbar be
rührenden Punkten der Körper stattfindet,
indem sie die Anzahl dieser Berührungs
punkte vermehren. Diese Adhäsion ist
jedoch meist viel kleiner als der aufge
hobene Theil der Reibung, und unter
scheidet sich übrigens von der letzteren
wesentlich, indem sie andern Gesetzen
gehorcht. Namentlich ist sie von der
Grösse der Berührungsfläche abhängig,
und von dem Drucke unabhängig, kann
aber in der Regel gegen die Reibung ver
nachlässigt werden.
2) Die Grösse der Reibung ist
proportional dem nach der ge
meinschaftlichen Normale ge
richteten Drucke, welcher zwi
schen beiden sich reibenden
Körpern stattfindet.
3) Sie ist unabhängig von
der Grösse der sich berühren
den Flächen. — Es wird nämlich
wenn die Berührungsfläche zunimmt,
zwar die Anzahl der sich reibenden
Theile vermehrt, gleichzeitig aber der
Druck jedes Theiles in demselben Maasse
vermindert.