Full text: R - S (6. Band)

Reibung. 
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Reibung. 
sind, so ist es klar, dass bei der Be 
rührung kleine, dem idealen Gesetze, 
welches die Oberflächen dieser Körper 
bestimmt, widersprechende Erhebungen 
und Vertiefungen sich vorfinden oder 
bilden. Also z. B. wenn zwei Rollen sich 
berühren, so finden sich auf den cylin 
dri sehen Oberflächen derselben kleine 
Wölbungen oder Gruben, welche dem 
selben die vollkommene Cylindergestalt 
nehmen, und auch eine vollkommene 
Berührung unmöglich machen. Man kann 
sich die Sache so vorstellen, als wenn 
die Erhöhungen des einen in die Ver 
tiefungen des andern Körpers dringen, 
wodurch vermöge der Undurchdringlich 
keit ein Widerstand gegen die Bewe 
gung hervorgebracht wird. Indess ist es 
nicht nöthig, die Reibung so materiell 
aufzufassen, wenn man an die Stelle der 
Undurchdringlichkeit sich Abstossungen 
und Anziehungen denkt, welche das 
Vorschreiten hemmen, und überwunden 
werden müssen. Bei diesen Widerstän 
den spielen indess nicht bloss die Theile 
des Körpers eine Rolle, sondern auch 
die Imponderabilien, namentlich die 
Wärme, insofern die Reibung von Wärme 
entwickelung begleitet ist, und zwar ha 
ben die Versuche der neuesten Zeit ge 
zeigt, dass diejenige lebendige Kraft, 
welche bei der durch Reibung bewirkten 
Verzögerung verloren geht, sich als 
Wärme, d. h. als Zunahme der lebendi 
gen Kraft der Aetherschwingungen ganz 
oder beinahe ganz wieder vorfindet. In 
sofern muss sogar diejenige Arbeit, 
welche zur Ueberwindung der Wider 
stände, welche der Körper selbst dar 
bietet, verbraucht wird, als sehr gering 
angeschlagen werden, weil nach dem Ge 
setze der lebendigen Kräfte sonst ein 
dieser Arbeit gleiches Quantum leben 
diger Kraft ganz verloren gehen muss. 
Diese Thatsache deutet auf eine weniger 
materielle Natur der Reibung, als man 
derselben gewöhnlich zu geben pflegt, hin. 
2) Arten der Reibung. 
Man stellt zunächst die Reibung der 
Ruhe die Reibung der Bewegung gegen 
über. Die erstere ist derjenige Wider 
stand, welcher überwunden werden muss, 
ehe der Körper zur Bewegung gelangen 
kann, die letztere ist der bei der Bewe 
gung selbst eintretende Widerstand. — 
Jedoch ist auch nach der Art der Be 
wegung ein Unterschied zu machen. Wie 
die Bewegungen eines (festen) Körpers 
auf einem andern in gleitende und 
rollende getheilt oder zerlegt werden 
können, so unterscheidet man auch eine 
gleitende und eine rollende oder wäl 
zende Reibung. Die gleitende Reibung 
ist also die, welche sich einstellt, wenn 
ein Körper sich gleitend, d. h. derart 
bewegt, dass alle seine Punkte gleiche 
und parallele Geschwindigkeiten haben. 
Die rollende, die, welche stets stattfindet, 
wenn ein Körper rollt, d. h. eine drehende 
Bewegung um den jedesmaligen Berüh 
rungspunkt oder die Berührungslinie be 
schreibt, oder was dasselbe ist, wenn der 
auf beiden sich berührenden Körpern 
vom Berührungspunkte zuxfiickgelegte 
Weg gleich ist. Wenn beide Bewegun 
gen gleichzeitig Vorkommen, so finden 
offenbar auch beide Reibungsarten statt. 
Neben diesen Reibungsarten betrachtet 
man oft noch die Zapfenreibung (Axen- 
reibung), welche entsteht, wenn ein cy- 
lindrischcr Zapfen sich in seinem Lager 
dreht. Indess ist dies offenbar nur ein 
besonderer Fall der gleitenden Reibung. 
3) Gesetze der gleitenden Rei 
bung, 
Nur von der gleitenden Reibung sind 
einige genauere Gesetze, die jedoch auf 
empirischem Wege ermittelt sind, bekannt. 
Dieselben lauten: 
1) Die Reibung nimmt mit der 
Rauhigkeit zu. — Sie wird also durch 
Schmieren vermindert, weil hierdurch die 
Vertiefungen ausgefüllt werden. Gel, 
Fett, Seife sind gute Schmieren. Dage 
gen vermehren dieselben die Adhäsion, 
welche zwischen den sich unmittelbar be 
rührenden Punkten der Körper stattfindet, 
indem sie die Anzahl dieser Berührungs 
punkte vermehren. Diese Adhäsion ist 
jedoch meist viel kleiner als der aufge 
hobene Theil der Reibung, und unter 
scheidet sich übrigens von der letzteren 
wesentlich, indem sie andern Gesetzen 
gehorcht. Namentlich ist sie von der 
Grösse der Berührungsfläche abhängig, 
und von dem Drucke unabhängig, kann 
aber in der Regel gegen die Reibung ver 
nachlässigt werden. 
2) Die Grösse der Reibung ist 
proportional dem nach der ge 
meinschaftlichen Normale ge 
richteten Drucke, welcher zwi 
schen beiden sich reibenden 
Körpern stattfindet. 
3) Sie ist unabhängig von 
der Grösse der sich berühren 
den Flächen. — Es wird nämlich 
wenn die Berührungsfläche zunimmt, 
zwar die Anzahl der sich reibenden 
Theile vermehrt, gleichzeitig aber der 
Druck jedes Theiles in demselben Maasse 
vermindert.
	        
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