Full text: R - S (6. Band)

Säculum (Chronologie) gleichbedeu 
tend mit Jahrhundert. 
Säculare Störungen (Astronomie). 
Derjenige Theil der Störungen der 
Planeten und Cometen, welche entweder 
gar nicht periodisch, oder dessen Pe 
riode doch nach Jahrhunderten zu zählen 
ist, im Gegensätze zu demjenigen Theil, 
welcher kürzere Perioden hat und perio 
dische Störungen genannt wird. 
Wenn in der Länge der Periode aller 
dings kein specifischer Unterschied ge 
funden werden kann, so ist doch dieser 
Unterschied um so mehr in der Art der 
Berechnung vorhanden, weshalb diese 
Unterscheidung eine wuchtige ist. — 
Indess hat man auch einen specifischen 
Unterschied zwischen periodischen und 
säcularen Störungen zu machen gesucht. 
Da zwei Körper A und B auf einander 
störend einwirken, so wird, wenn man 
die Einwirkung von B auf A betrachtet, 
der störende Körper B selbst veränder 
liche Elemente haben. Derjenige Theil 
der Störungen nun, der von den unver 
änderlich gedachten Elementen von B 
herrührt, bildet den periodischen Theil, 
und die Aenderung der Elemente von B 
bildet den säcularen Theil der Störun 
gen. Es muss indess bemerkt werden, 
dass diese letztere Definition insofern 
nicht ganz mit der ersteren übereinstimmt, 
als Störungen die von den unveränder 
lich gedachten Elementen des einen Kör 
pers herrühren, Perioden von Jahrhun 
derten haben können, wie z. B. die eine 
Störung zwischen Jupiter und Saturn, 
deren Periode 930 Jahre umfasst. (Ver 
gleiche den Artikel: Perturbationen.) 
Säule (Architektur). 
Eine vertikale, zum Stützen bestimmte 
Vorrichtung deren Höhe die beiden an 
deren Dimensionen bedeutend übertrifft. 
Im Besonderen aber wird darunter die 
jenige Stütze verstanden, welche hori 
zontale Theile und Wölbungen eines Ge 
bäudes zu tragen bestimmt ist. — Jede 
Säule besteht aus drei Hauptheilen, Fuss, 
Schaft und Kapitäl. Hierzu kommt ein 
Unterbau, der entweder nur eine Säule 
oder eine Säulenreihe trägt. Er heisst 
Säulenstuhl oder Postament. 
Das Postament kann einfach sein, und 
heisst dann Plinthus, oder aus mehreren 
Gliedern bestehen, diese Glieder sind 
der Fuss, der Würfel und der Kranz. 
Derjenige horizontale Theil des Gebäu 
des, den die Säule trägt, heisst Gebälk. 
Das Gebälk besteht aus dem Architrav, 
d. h. der wagerechten Verbindung des 
Gebäudes in der Richtung der Säulen 
reihen, dem Fries, d. h. der wagerechten 
Querverbindung, endlich dem Kranz oder 
der Dachverhindung. 
Man unterscheidet gewisse Säulenord 
nungen, welche die Form der Säulen 
bestimmen; dieser Ordnungen unterschei 
det man 3 oder 5, nämlich die dorische, 
ionische und korinthische, wozu noch die 
hetrurische und römische kommen. Die 
dorische ist die älteste und einfachste 
der drei Hauptordnungen, sie hat keinen 
Fuss, sondern ruht auf dem Plinthus. 
Die ältesten dorischen Säulen hatten 
4 bis 5 Durchmesser zur Höhe, später 
6 bis 7, in neuerer Zeit endlich 8, von 
denen 7 auf den Schaft kommen. Das 
Gebälk hat | der Säule, theilt man dies 
in 8 Theile, so kommen 2 auf den Ar 
chitrav, 3 auf den Fries, 3 auf den Kranz. 
Den dorischen Säulen ist der Cha 
rakter der Stärke und Festigkeit auf 
geprägt. 
Die ionischen sollen den Eindruck 
zierlicher Einfachheit machen. Ihre Höhe 
hat 8 bis 9 Säulendurchmesser, sie haben 
Schnecken am Kapitäl, oft flach canne- 
lirte Säulenschäfte, drei streifige Architrave 
und Friese, die oft mit Sculpturen be 
deckt sind. 
Die korinthische Säule zeichnet sich 
durch einen Kranz mit Zahnschnitten
	        
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