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Bezeichnen 0, und 0„ den Mittelpunkt der Erde und einen
Punkt ihrer Oberfläche, so daß die lineare Entfernung 0,0„ gleich
dem Erdradius p, dann ist die Parallaxe (<J>,— <J>„) = Null, wenn
die Punkte 8, und 8„ in unendlicher Entfernung liegen, wie bei
spielsweise zwei Fixsterne, oder ein Fixstern und der Pol einer Ko
ordinatenebene u. s. f.; dagegen ist der Regel nach die Parallaxe von
Null merklich verschieden, wenn wenigstens einer der Punkte 8, und
8„ dem Bereiche unseres Sonnensystems angehört.
Rückt der eine Punkt 8„ (s. Fig. 16) ins Zenith, also in die
Verlängerung des Erdradius p, während 8, ein Gestirn unseres
Planetensystems darstellt, dann heißt der Unterschied der scheinbaren
Zenithdistanz Z und der wahren (geocentr.) Zenithdistanz z, also
Z—z = p, die Parallaxe der Zenithdistanz oder auch die Pa
rallaxe der Höhe oder, noch kürzer, die Höhenparallaxe.
Die Höhenparallaxe ist am größten, wenn das Gestirn im
Punkte 8g des Horizonts steht. Dann nennt man die Höhenparallaxe
die Horizontalparallaxe
und bezeichnet sie mit tt (beim
Monde gewöhnlich mit H).
Da der Radius p der sphä-
roidischen Erde in verschie
denen Breitegraden eine ver
schiedene Größe und im Äqua
tor seinen höchsten Wert hat,
so ist auch die Horizontal
parallaxe von verschiedener
Größe und erreicht — vor-
Fig. 16.
ausgesetzt, daß die lineare Entfernung r des Gestirns vom Erd
mittelpunkte 0, dieselbe bleibt — ihr Maximum, wenn der Standort
0„ im Erdäquator liegt. In diesem Falle wird die Horizontalparal
laxe die Äquatorial-Horizontalparallaxe genannt. Übrigens
fällt dieser zufolge der verschiedenen Größe der Erdradien hervor
tretende Unterschied der Horizontalparallaxen nur bei dem nächsten
Gestirne, dem Monde, etwas erheblicher in's Gewicht. — Es mag
noch bemerkt werden, daß man, wie ein Blick auf Figur 16 lehrt.