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Anmerkung 1. Der Vorzug des vorstehenden, von dem üb
lichen nicht unerheblich abweichenden Verfahrens besteht darin, daß
dasselbe sich an eine zunächst mathematisch genaue und nur zur leich
teren Ausführung der ersten Rechnung vereinfachte Gleichung sowie
unmittelbar an die geocentrischen Koordinaten anschließt. Man hat es
dadurch in seiner Gewalt, die Bestimmung des definitiven Werts der
Parallaxe durch nachträgliche Zuziehung der vernachlässigten Glieder
und Faktoren — bis zu jedem beliebigen Grade von (mathematischer)
Genauigkeit zu treiben. Die Berücksichtigung der bis dahin außer
acht gelassenen kleinen Größen höherer Ordnung geschieht am ein
fachsten dadurch, daß man ihre Werte ans Grund der bereits nahezu
genauen Nährungswerte der Elemente ermittelt und in die Gleichungen
einführt. Um den Einfluß der Erdabplattung in Betracht zu zieheil,
hat man nur nötig, den den betreffenden Beobachtungsstationen ent
sprechenden Wert des Erdradius q in die Gleichung (I) einzusetzen und
in der Folge den geographischen Breiten überall die geocentrischen
Breiten zu substituieren.
Anmerkung 2 (Korrektion der Venus- und Merknrtafeln).
Das oben ausführlich dargelegte Verfahren dient zunächst nur zur
Korrektion der Parallaxendifferenz von Sonne und Venus, und diese
Verbesserung ist überhaupt als der vornehmste Zweck, den man bei
Beobachtung der Venusdurchgänge verfolgt, zu betrachten. Zwar hat
man das Planetensystem im ganzen wie in den geringfügigsten Einzeln-
heilen durchforscht; allein man besitzt gleichwohl nur ein relativ
genaues Bild des Systems, dessen absoluter Maßstab nicht gänzlich
fehlt, aber doch noch nicht mit unanfechtbarer Sicherheit bekannt
ist. Dieser Maßstab ist eben die absolute Entfernung der Sonne
von der Erde, d. h. die Sonnenparallaxe — und darin liegt die
hohe Bedeutung einer genauen Bestimmung derselben für unsere ge
samte Naturerkenntnis.
Neben diesem Hauptzwecke erscheint die Berichtigung der Tafeln
der Venus aus den Beobachtungen ihrer Durchgänge von mehr unter
geordneter Bedeutung. Immerhin wird man selbstverständlich die
Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, die Beobachtungen auch nach
dieser Seite hin zn verwerten. Doch haben wir um so weniger Anlaß,