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nach vorausgegangenen Untersuchungen und Berücksichtigung aller dabei
in Betracht kommenden Umstände, als verschwindend betrachtet werden
darf, da sonst aus der Distanzänderung der beiden Sterne nur auf
die Differenz ihrer beiden Parallaxen geschlossen werden kann. Der
Vergleichstern ist also dem untersuchten Sterne nur sphärisch (scheinbar)
sehr nahe, in Wirklichkeit aber unendlich weit von ihm entfernt. Um
dem Leser einen Begriff von diesem Verfahren zu geben, dessen nähere
Ausführung der praktischen Astronomie zufällt, wollen wir wenigstens
die Abhängigkeit der Parallaxe von der beobachteten
Distanzänderung nachweisen und uns zu dem Ende wieder der
Gleichung I«, p. 61 der sphär. Astronomie bedienen, indem wir zu
nächst annehmen, daß beiden Sternen eine meßbare Jahresparallaxe
zukomme. Da man hier unter allen Umständen die höheren Potenzen
und Produkte der Parallaxe vernachlässigen darf, so nimmt dieselbe
folgende einfache Gestalt an:
608 lp, — (1 — Q COS /, . n — Q COS r, . 7t) COS
+ Q COS r, . /7 -1- Q COS . 71.
In dieser Gleichung bedeuten (vgl. Fig. 15. d. sph. Asir.):
Q die Entfernung der beiden Beobachtungsörter 0, und 0„,
also die zwischen beiden liegende Erdbahnsehne, bzw. den
Erdbahndurchmesser, wobei man die mittlere Sonnen
entfernung als Einheit nimmt,
II und 7t die Parallaxen der beiden Sterne 8, und 8„, auf
dieselbe Einheit bezogen,
if>, und ch„ die an den Stationen 0, und 0„ beobachteten
Winkeldistanzen der beiden Sterne,
r, und y, zwei gleichfalls durch Beobachtung, jedoch nur auf
der einen Station 0, festzustellende Winkel.
Bezeichnet man nämlich die im Punkte 0, beobachtete Breite des
Sterns 8., durch b„, seine Länge durch 1„, sowie die auf dem Wege
der Rechnung zu ermittelnde Länge des Orts 0„ durch A, dann ist
r, offenbar durch die Gleichung gegeben:
nos r, — cos b„ . cos (1„ — A)