Achter Abschnitt.
Die Bahnen der Doppelsterne
1. Einleitung.
Unter den Fixsternen finden sich zahlreiche — im Durchschnitt
4 Prozent — welche bei teleskopischer Betrachtung in zwei Sterne, s. g.
Doppelsterne, zerfallen. Mitunter liegen ihre sphärischen Örter so nahe
bei einander, daß eine Trennung der Komponenten nur mit den
stärksten Teleskopen gelingt. In früherer Zeit wurde (namentlich von
Galilei) die Verbindung beider Sterne für eine rein optische gehalten, indem
man ihr nahes Beisammensein auf der Sphäre nur als scheinbar, als
durch unseren zufälligen Standpunkt bedingt annahm, ihre wahren Örter
aber als unendlich weit voneinander entfernt betrachtete.
Erst Lambert, Christian Mayer u. a. sprachen um die Mitte
und den Ausgang des vorigen Jahrhunderts sich mit Entschiedenheit
dahin aus, daß wenigstens ein Teil der Doppelsterne als eigene phy
sische, von dem Gravitationsgesetze beherrschte Systeme anzusehen seien,
in denen also die Komponenten Bahnen nach den Keplerschen Gesetzen
beschreiben müßten. Bald nachher (gegen 1780) gelang es denn auch
Wilhelm Herschel, bei manchen Doppelslernen Ortsveränderungen nach
zuweisen, die über ihre physische Zusammengehörigkeit keinen Zweifel
ließen. John Herschel, der Sohn des vorigen, schlug für die syste
matischen Doppelsterne den Namen binäre Sterne vor, während
er unter die Doppelsterne im allgemeinen auch die nur optisch ver
bundenen zählt. — In neuerer Zeit hat sich besonders F. G. W. Struve
(geb. 1793 zu Altona, gest. 1865 zu Petersburg, nacheinander Direktor
der Sternwarten von Dorpat und Petersburg; Hauptwerk: Neu-