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hören, wenn die mathematische Gesellschaft aus Tokio
uns ihre englisch und japanisch geschriebenen Abhand
lungen aus den gedruckten Sitzungsberichten einsendet,
so erkennen wir daraus die geheimnifsvolle Anziehungs
kraft der Mathematik auf alle Völker und schöpfen aus
dieser Beobachtung der jüngsten Zeit die frohe Hoffnung
auf den stetigen Fortschritt unserer alten Wissenschaft
und ihre Ausbreitung unter der ganzen Menschheit.
Dem aufmerksamen Beobachter kann nun auch eine
neuere Erscheinung nicht entgehen, die in dem neun
zehnten Jahrhundert sich gezeigt hat und mit der stetigen
Ausbreitung der mathematischen Wissenschaften zusammen
hängt. Wie auf den Gebieten des praktischen Lebens, so
ist auch auf dem der Wissenschaft eine Arbeitstheilung
eingetreten. Der Einzelne kann nicht mehr die ganze
Mathematik beherrschen; nur einzelne Theile vermag er
so zu bewältigen, dafs er als schöpferischer Forscher die
Grenzen des Erkennens in ihnen erweitern kann. Um
aber den Zusammenhang der einzelnen Disciplinen zu
wahren, haben sich die Mathematiker gröfserer Länder
zu gemeinsamem Wirken vereinigt, und zuletzt sind sie
1897 zu einem ersten internationalen Kongrefs in Zürich
zusammengetreten; auf dem zweiten für Paris im Jahre
1900 angesetzten Kongresse sollen vielleicht Arbeitspläne
für umfangreiche Unternehmungen vereinbart werden. In
folge der eingetretenen Arbeitstheilung haben auch ein
zelne Zeitschriften einen besonderen Charakter angenom
men; so soll die deutsche Zeitschrift für Mathematik und
Physik, als Schlömilch’sche Zeitschrift bekannt, gegen
wärtig besonders den technischen Anwendungen der
Mathematik als Centralstelle der Veröffentlichung dienen.