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einander allseitig erörtert wird; man hat also für die ana
lytische Geometrie der Ebene z. B. y als Function von x
zu betrachten, für die des Raumes 2 als Function der
beiden Variabein x und y. Der Einflufs der Singularitäten
von Curven und Oberflächen auf die Bestimmung des
„Geschlechtes“ oder „Ranges“ der Functionen ist für die
Ebene bekannt, für den Raum dagegen der Gegenstand
eingehender Untersuchungen gewesen; die „Auflösung“
höherer Singularitäten in solche der einfachsten, niedrigsten
Art bildet ein anderes Problem. Die infinitesimalen Eigen
schaften der krummen Oberflächen, seit Monge und Gaufs
ein beliebtes Feld der Forschung, sind durch die Unter
suchungen über die Formen von Differentialen von neuem
beleuchtet und genauer erkannt worden. Die Verbiegung
krummer Oberflächen, ihre Abwickelbarkeit auf andere,
gegebene ist ein noch lange nicht erschöpftes Problem.
Das grofse Werk von Darboux zur Theorie der krummen
Oberflächen und Raurncurven (1887 —1896) stellt die Sätze
der Differentialgeometrie in mustergültiger Weise zusam
men, und unsere Hochschule kann sich rühmen, dafs einer
ihrer Fehrer, J. Weingarten, bedeutende Beiträge zu
dieser Fehre geliefert hat und sich dadurch im Auslande
einen hochgeachteten Namen verschafft hat. In Italien,
wo er jüngst durch die Ernennung zum correspondirenden
Mitgliede der Accademia dei Fincei eine verdiente An
erkennung gefunden hat, steht das Studium der Geometrie
auf hoher Stufe. Eine ganze Reihe ausgezeichneter Forscher
liefert alljährlich eine Menge tiefsinniger Arbeiten aus dem
ganzen Gebiete der Geometrie; um so höher ist deshalb
eine Ehrung zu veranschlagen, die aus diesem Fände der
Pflege der Geometrie einem unserer Angehörigen zu theil