§ 2. Deutung der Involutionsbeziehung.
Wenn zwei Functionen X, Y von x, y, p in der Beziehung zu
einander stehen, dass ihr Klammerausdruck
[XY] = 0
Involution. ist, so sagen wir: die beiden Functionen X, Y liegen in Involution.
Nun haben wir im vorigen Paragraphen erkannt (vgl. Satz 5, oben),
dass man zu zwei von einander unabhängigen Functionen X und Y
von x,y,p dann und nur dann eine dritte Function P von x,y,p so
hinzufinden kann, dass die Gleichungen:
(20) = X(x, y, p), y x = Y(x, y, p), p x = P(x, y, p)
eine Berührungstransformation darstellen, wenn die Functionen X, Y
in Involution liegen.
Diese Bemerkung führt zu einer einfachen begrifflichen Auffassung
der Involutionsbeziehung.
Sollen nämlich die Gleichungen
Xi = X(x f y, p), y x = Y(x, y, p)
zusammen mit einer passenden Gleichung
lh = V, P)
eine Berührungstransformation, also eine Zuordnung der (xy)- und
(x x y x )-Ebene bestimmen, bei der jedem Elementverein ein Element-
*) Sophus Lie, Verhandlungen der Gesellschaft der Wissensch. zu Christiania
1872 — 73, sowie Mathem. Annalen Bd. 8, 1874.
74 Kap. 3. Definition d. Berührungstransformationen durch Differentialgleichungen.
ist, ivobei q irgend eine von Null verschiedene Function von
x, y, y' sein darf. Insbesondere ist dann:
dY — PdX = (?(dy — y dx). *)
Auch wollen wir noch besonders notieren:
Satz 5: Die beiden ersten Functionen X, Y in den Gleichungen
einer Berührungstransformation
Xy = X(x, y, p), y x = Y(x, y, p), py = P(x, y, p)
sind nur den beiden folgenden Bedingungen unterworfen: Erstens müssen
sie von einander unabhängig sein und zweitens müssen sie die Belation
[XY] = 0
erfüllen. Es giebt alsdann stets eine und nur eine zugehörige Berührungs
transformation.
Dieser Satz ist nur eine andere Ausdrucksweise des Satzes 1.