76 Kap. 3. Definition d. Berührungstransformationen durch Differentialgleichungen.
dass es kein Integra]gebilde giebt, das beiden Gleichungen gemeinsam
ist. Ausnahmsweise kann dies aber ein treten.
Liegt nun eine Differentialgleichung erster Ordnung mit einer
willkürlichen Constanten a vor:
(23) X(x, y, y') = a,
so besitzt sie für jeden Wert der Constanten a oo 1 Integralgebilde. Alle
durch vorliegende Gleichung dargestellten oo 1 Differentialgleichungen
erster Ordnung bestimmen mithin oo 2 Integralgebilde, die in Scharen
von je oo 1 angeordnet sind, indem jede Schar zu einem bestimmten
Wert von a gehört.
Sehen wir von dem Fall ab, dass die vorgelegte Gleichung frei
von y ist, d. h. nehmen wir nach § 2 des 2. Kap. (S. 41) an, dass
die betrachteten oo 2 Integralgebilde oo 2 Integralcurven sind, so giebt
es natürlich eine gewöhnliche Differentialgleichung zweiter Ordnung in
x, y, deren Integralcurven gerade diese oo 2 Curven sind. Es ist dies
die durch Differentiation von (23) hervorgehende Gleichung:
(24) X x + X y y' -f- Xy y" — 0,
die, weil sie frei von a ist, von den Integralcurven aller oo 1 Gleichungen
(23) erfüllt wird. Man sagt, dass X = 0 ein intermediäres Integral
dieser Differentialgleichung zweiter Ordnung ist.
Liegt umgekehrt eine beliebige gewöhnliche Differentialgleichung
zweiter Ordnung in x, y vor, so lassen sich ihre oo 2 Integralcurven in
beliebig vielen Weisen in oo 1 Scharen von je oo 1 Curven anordnen.
Jede Anordnung liefert ein intermediäres Integral X — a. Eine
Differentialgleichung zweiter Ordnung in x, y hat also unendlich viele
intermediäre Integrale.
Fordern wir nun, dass die beiden von einander unabhängigen
Functionen X(x, y, y') und Y(x, y, y') intermediäre Integrale ein und
derselben Differentialgleichung zweiter Ordnung sein sollen, so haben
wir zu verlangen, dass die beiden Gleichungen
X x -f- X v y -f- Xyy" = 0,
Y x +Y y y' + Yyy" = 0
dieselbe Differentialgleichung zweiter Ordnung darstellen, d. h., dass
X x + X y y' __Xy
Tyy'~ Y v
sei. Dies ist aber nichts anderes als die Gleichung
[XJ] = 0.
Also sehen wir:
I