Full text: Grundzüge der antiken und modernen Algebra der litteralen Gleichungen

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Vierter Abschnitt. Substitutionsmethoden. I. 
a. Die Substitutionsmethode, durch Ferrari und Vieta 
begründet, durch Tschirnhausen, Euler, Lagrange und Be- 
zout weiter ausgebildet, besteht darin, dass man eine geeig 
nete algebraische Function niedrigeren Grades, bestehend aus der 
Hauptunbekannten x und einer oder mehreren anderen neuen Haupt 
grössen, also allgemein F(x, y, z, «...) = 0 in die gegebene Func 
tion X einführt und von dieser ebenso viele neue Gleichungen 
(Resolventen)*) Y = 0, Z — 0, U = 0 u. s. w. absondert, so dass 
durch diese Theilung die Auflösung des übrigen Theiles der Function 
X=0, welcher die Reducirte (reduite-nach Lagrange**), ridotta 
ital.) heisst, ermöglicht, d. h. auf die einfacherer Gleichungen redu- 
cirt und von der Ausführung einfacherer Operationen abhängig 
gemacht wird. Dieses Verfahren ist durchweg ein künstliches und 
setzt zur Entdeckung neuer Methoden die Anwendung mannigfacher 
Kunstgriffe voraus. 
b. Die Combinationsmethode, begründet durch Vander 
monde und Lagrange, ist ein einfacheres natürlicheres Verfahren. 
Die verschiedenen Methoden dieser Art lassen deutlicher ihren inneren 
Zusammenhang, sowie die Beziehungen der Hülfsgleichungen zu 
den Wurzeln der Hauptgleichung erkennen, und namentlich auch 
den Grad derselben im Voraus bestimmen. Die Combinations 
methode besteht darin, dass man für gewisse einfache Combina- 
tionen der noch unbekannten Wurzeln x if x 2 , x 3 , x± u. s. w. eine 
oder mehrere neue Hauptgrössen y, z, u. s. w. substituirt und für 
diese aus den Coefficienten der ursprünglichen Gleichung X = 0 
eine oder mehrere Hülfsgleichungen (Resolventen) Y= 0, Z—0, 
u. s. w. ableitet, welche sich leichter als die gegebene lösen lassen, 
mithin von einem niedrigem Grade als diese sein müssen. Die Com- 
binationen einiger oder aller Wurzeln x 1} x 2 , x 3 u. s. w., welche sich 
zur Bildung von Resolventen besonders eignen, werden Typen***) 
genannt. Dieser Ausdruck ist zuerst von Vandermonde gebraucht. 
*) Die Bezeichnung „Resolvente“ rührt von Euler her. Man vergl. Euler, 
De formis radicum etc. Comm. Acad. Petrop. vet. VI. p. 223. 1739. 
**) Lagrange, Reflexions sur la resolution algébrique des équations. 
Nouv. Mém. de l'acad. Berlin, 1772 et 1773. 
***) Blomstrand, De methodis praecipuis etc. pg. 55.
	        
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