Vorwort.
Nach der Neugestaltung, welche die Theorie der algebraischen
Formen in den letzten Decennien unter den Händen von Hesse,
Sylvester, Cayley, Salmon, Hermite, Aronhold, Clebsch
und Gordan erfahren hat, entsprang die Veröffentlichung des gegen
wärtigen Werkes dem Wunsche, die Resultate jener Arbeiten
auf. einem speciellen Gebiete einem grösseren Leserkreise zu
gänglich zu machen. Bei der Wahl einer übersichtlichen und leicht
fasslichen Darstellung dieser Grundlinien der antiken und modernen
Algebra der litteralen Gleichungen glaubte ich derjenigen, welche
ich in meiner im Jahre 1866 veröffentlichten kleinen Schrift, be
titelt: „Die algebraischen Methoden der Auflösung der litteralen
quadratischen, kubischen und biquadratischen Gleichungen“, befolgt
habe, den Vorzug geben zu müssen. Die vorliegenden Grundzüge
umfassen eine systematische Darstellung der Theorie, der histori
schen Entwickung der Disciplin und des gemeinsamen, die Me
thoden, welche die Auflösung der algebraischen Gleichungen, spe-
ciell der Gleichungen der ersten vier Grade, zum Gegenstände haben,
innerlich mit einander verknüpfenden Princips. Ueberall aber und
selbst in denjenigen Abschnitten, in welchen die Resultate der
Forschungen der sogenannten modernen Algebra eine eingehende
Berücksichtigung finden, tritt das Hauptproblem der antiken Algebra
in den Vordergrund, nämlich diejenigen Werthe der Variabein zu
bestimmen, welche einer vorgelegten algebraischen Function den
Werth Null ertheilen. Denn bekanntlich haben es die Untersuchungen
der sogenannten modernen Algebra im strengen Sinne dieser Dis
ciplin nur selten mit Gleichungen zu thun und werden die Methoden
ihrer Auflösung nur nebensächlich behandelt. Vielmehr ist der
Hauptgegenstand dieses neuen Zweiges der algebraischen Analysis
die Entdeckung derjenigen Eigenschaften einer binären Form, welche