isihr
§ 354. Historische Bemerkungen.
923
düng gebrachten arithmetischen Sätze, insbesondere des Satzes von
den Potenzen der Binome. Aehnlich verhält es sich mit den geome
trischen Beweisen, welche Cardano für die Methoden der Auflösung
kubischer Gleichungen von Ferro und Tartaglia erfand und in seiner
Ars magna entwickelt hat.
Ueber den Ursprung der Methode, die Wurzelwerthe kubischer
Gleichungen durch Intersection von Linien darzustellen, ist bereits
Mehreres im IV. Abschnitt § 127 in den historischen Bemerkungen
mitgetheilt worden. Wir fügen demselben nur noch einige Bemerkungen
über einzelne Momente und den weiteren Verlauf der Geschichte der
geometrischen Methoden hinzu. Die Methode der Anwendung der Apollo
nischen Kegelschnitte nahm ihren Ursprung bei den Griechen, ver
anlasst durch die Probleme von der Verdoppelung des Würfels, der
Trisection des Winkels und dem Archimedischen Probleme der Kugel
theilung. Das erste Problem, welches von der Auflösung einer rein
kubischen Gleichung abhängt, wurde in der Platonischen Schule, das
dritte, welches von der Auflösung einer gemischten kubischen Gleichung
abhängig ist, nach dem Zeugnisse des Eutocius von Archimedes
selbst gelöst, wofür es allerdings an Originalbeweisen fehlt*). Den
Arabern, welche sich im Besitze der Schriften des Archimedes be
fanden und sich vielfach bemühten, das Problem zu lösen, war eine
Methode des Archimedes jedenfalls unbekannt. Wie dem nun auch
sei, die Araber haben, durch jene Probleme angereizt, die Geometrie
der kubischen Gleichungen in verhältnissmässig kurzer Zeit durch eine
systematische Behandlungsweise zu einem gewissen Abschlüsse gebracht.
Freilich blieb ihnen ein wichtiger Theil der Theorie fremd: die Auf
stellung der Diorismen zwischen der Realität der Wurzeln und der
speciellen Beschaffenheit der Glieder oder Coefficienten der Gleichung.
Daran zu gehen hinderte sie jedenfalls der Mangel algebraisch-analy
tischer Gewandtheit. Unter den Geometern, welche sich an diesen Pro
blemen lebhaft betheiligten, sind besonders zu erwähnen Almahani,
(850), Alkhazin (950), Alkuhi (900), Abul Djud (1030), Al-
haitham (*j* 1038) und Omar Alkhayyami (1080). Ausserdem
muss erwähnt werden, dass der berühmte Geometer Abul Wafa
(940—998) nach dem Zeugnisse seines Zeitgenossen Abul Faradj
im Kitab Alfihrist ein Buch geschrieben haben soll über die Bestimmung
der Seite des Kubus und des Biquadrats, sowie der aus beiden zu
sammengesetzten Ausdrücke*), d. h. also über die Construction der
Wurzeln der Gleichungen x 3 — a, ¿c 4 = a und x^ -f- ax 3 = b. Abul
Wafa war der Erste, welcher einen arabischen Commentar zur Algebra
des Diophant, sowie zur Algebra des Chowarizmiers schrieb. Die
erste vollständige und systematische Behandlung der kubischen Gleichun
gen enthält das Werk des oben erwähnten Omar ben Ibrahim.
*) Ibid. S. 274.
**) Woepcke, Recherches sur l’hist. des sciences mathém. chez les Orien
taux. p. 28 et 37. Paris 1875.
'm H’J. A j
f y, A y /•'
U wt