38 I. Abschnitt. Die Raumkurven.
berührt wird: diese Fläche ist ohne Dehnung und
Faltung in eine Ebene abwickelbar und heißt daher
eine abwickelbare Fläche.
Beweis. Die Ebenen der Folge seien E x , E 2 , E 3 ...,
(vgl. Fig. 5). Je zwei aufeinanderfolgende Ebenen schneiden
sich in einer Geraden, z. B. E x und E 2 in der Geraden g x ,
E 2 und E 3 in g 2 u. s. w. Die Fläche kann also auch er
zeugt gedacht werden durch eine einfache stetige Folge von
Geraden: g 1} g 2 , ..., und zwar mit der besonderen Eigen
schaft, daß je zwei konseku
tive Geraden, z. B. g 2 und
g 3 sich schneiden; denn g 2
ist der Schnitt von E 2 und E 3 ;
g 3 der Schnitt von E 3 und E x ;
g 2 und g 3 liegen also beide in
E 3 und schneiden sich somit in
einem Punkte P 2 dieser Ebene,
Da ferner alle Linienele
mente der Fläche, welche einen
Punkt auf g 2 mit einem unend
lich benachbarten Punkt auf g 3
verbinden, in E 3 liegen, so ist
E 3 eine Tangentialebene an die
Fläche; dasselbe läßt sich ebenso
von jeder anderen Ebene der
Folge zeigen. Alle diese Ebenen
berühren daher die Fläche, und
zwar jede längs einer Geraden
der Fläche. Dreht man nun
die Ebene E 2 um g x , bis g 2 in
die Ebene E x fällt, dann E 3 um die neue Lage von g 2 , bis
auch g 3 in die Ebene E x fällt u. s. w., so sieht man, daß
die ganze Fläche ohne Dehnung und Faltung der einzelnen
Flächenteile in eine Ebene abgewickelt werden kann. Damit
ist der aufgestellte Satz bewiesen.
Die hier betrachteten Flächen sind ein spezieller Fall
einer allgemeineren Gattung von Flächen, den sogenannten
Begelflächen. Jede Fläche nämlich, die durch eine ein
fache, stetige Folge von Geraden gebildet wird, oder, kine
matisch ausgedrückt, die durch stetige Bewegung einer Ge
raden erzeugt wird, heißt eine Regel fläche, die einzelnen