§13. Minimalgeraden, Minimalkurven.
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Dem Wert t= 0 entsprechen unendlich ferne Punkte
des Raumes; ¿ = 0 ist also die Gleichung der unendlich
fernen Ebene. Gleichung (2) wird nun offenbar befriedigt
durch
(3) x' 2 -f-y' 2 -f-z' 2 = 0, t = 0.
Dies sind also die Gleichungen des unendlich
fernen Kugelkreises. Da sie unabhängig vom Radius
und von den Koordinaten des Mittelpunkts der Kugel sind,
so folgt, daß alle Kugeln durch den unendlich fernen
imaginären Kugelkreis hindurchgehen. Umgekehrt
sieht man leicht ein, daß jede Fläche zweiter Ordnung, die
den unendlich fernen imaginären Kugelkreis enthält, not
wendig eine Kugel ist. Die erste Gleichung (3) stellt, wenn
wir sie wieder in den ursprünglichen Koordinaten x, y, z
schreiben
(4) x 2 y 2 -\-z 2 = 0,
eine Kugel vom Radius Null um den Mittelpunkt des
Koordinatensystems dar (Nullkugel). Gleichung (4) kann
aber auch — und dies ist für uns wichtiger — als Gleichung
eines Kegels gedeutet werden, dessen Mantellinien den Ur
sprung des Koordinatensystems mit allen Punkten des un
endlich fernen Kugelkreises verbinden oder der, wie man
sagt, den unendlich fernen Kugelkreis vom Ursprung
aus projiziert. Verschiebt man diesen Kegel parallel mit
sich selbst, bis seine Spitze in den Kugelmittelpunkt (x 0 , y 0 , z 0 )
fällt, so lautet seine Gleichung:
(5) {x — x 0 ) 2 + {y — y 0 ) 2 + iz — ¿f 0 ) 2 = 0.
Dieser Kegel geht ebenfalls durch den unendlich fernen
Kugelkreis hindurch, wie man sich leicht überzeugt, wenn
/ U^
man statt x, y, z wieder die homogenen Koordinaten —, —, —
t t t
schreibt und i = 0 setzt. Die Gleichung (5) sagt aus, daß
jeder Punkt {x, y, z) des Kegels von der Kegelspitze {x 0 , y 0 , z 0 )
einen Abstand gleich Null hat. Die Mantellinien des Kegels
heißen aus diesem Grund Geraden von der Länge Null
oder Minimalgeraden. Es folgt der
Satz 1. Durch jeden Raumpunkt (x 0 ,y Q ,z 0 ) gehen
unendlich viele Minimalgeraden; dieselben treffen