176 II. Abschnitt. Spezielle Flächen, Strahlensysteme.
§ 38. Anwendung auf Normalensysteme.
Malus-Dupinscher Satz.
Wir wenden die Formeln des § 37 zunächst auf das
Normalensystem der Leitfläche an. Es ist dann, wie
oben bemerkt, I)' = D{. Wir fragen zuerst:
In welchen Richtungen schneiden sich zwei
konsekutive Flächennormalen?
In diesem Falle ist in § 37, (21) dp = 0. Beachtet man
die Gleichungen § 4, (6), so folgt hieraus leicht
Ddu + D'dv D'du~{-D"dv
Edu-\-Fdv Fdu-\-Gdv
Dies ist aber nach § 3, (10) die Differentialgleichung
der Krümmungslinien der Leitfläche. Also nur in den
Hauptkrümmungsrichtungen einer Fläche schneiden sich
konsekutive Flächennormalen (vgl. Bd. I, § 19, S. 84).
Wir untersuchen ferner die Bedeutung von r für
ein Normalensystem, Aus § 37, (22) und § 4, (6) folgt
1
r
= h — lc
ds 2
L ’
ds 2
Nach Bd. I, § 22, (2) ist aber der Krümmungsradius des
JL/
Normalschnitts längs ds. Bezeichnen wir diesen mit R, so
folgt
R\ R-2
R x + R 2 — R
Aus dieser Gleichung berechnet sich einfach die Abszisse r
des kürzesten Abstands für zwei konsekutive Flächennormalen
längs einer Richtung, der der Krümmungsradius R des zu
gehörigen Normalschnitts entspricht, R t und R 2 bedeuten
dabei die Hauptkrümmungshalbmesser. Für R = R x folgt
r = R 1 , ebenso für R = R 2 r = R 2 , wie zu erwarten war.
Für R = oo folgt r = 0, d. h. zieht man in den Endpunkten
eines Linienelements einer Asymptotenkurve die Flächen
normalen, so ist dieses Linienelement selbst der kürzeste
Abstand der beiden Normalen.
Wir fragen weiter: Welches ist die Bedingung dafür,
daß ein gegebenes Strahlensystem ein Normalen
system bildet?