376 Kap. XIY. Die Linien- und Kugelgeometrie im Raum.
Eine elegante geometrische Interpretation dieser Transfor
mation ist die folgende: Die sechs p ij werden als homogene
Coordinaten eines Punkts im Raum von 5 Dimensionen auf
gefasst; alsdann stellt die Relation 2 ten Grads, welcher die p
genügen, in diesem Raum eine nicht degenerirte Fläche 2 ter Ord
nung dar (weil ihre Discriminante von Null verschieden ist);
jeder Punkt dieser Fläche entspricht so einer Geraden des
Raums und umgekehrt und die Geometrie auf dieser Fläche 2 ter Ord
nung entspricht der Liniengeometrie des gewöhnlichen Raums.
Wir wollen eine lineare Transformation der Coordinaten in
dem Raum von 5 Dimensionen derart vornehmen, dass die
Gleichung dieser Fläche 2 ter Ordnung die Form
-5V = o
annimmt, d. h. die Form, welche nur die Terme mit den Quadraten
der Coordinaten enthält (es lässt sich dieses auf unendlich viele
Arten ausführen, vergl. Bd. 1, Kap. 12, § 15); die neuen Coordinaten
sind dann die oben erwähnten Klein’schen. Wie man nun weiss,
sind die linearen Räume x¿ = 0, wenn der Gleichung der Fläche
2 ter Ordnung die obige Form gegeben wird, zu je zweien in Be
zug auf die Fläche 2 ter Ordnung conjugirt, d. h. der Pol eines
der Räume in Bezug auf die Fläche 2 ter Ordnung liegt in dem
anderen Raum (diese Eigenschaft ist nur die Erweiterung des
für die Kegelschnitte auf S. 79 und für die Flächen 2 ter Ord
nung auf S. 106 angegebenen Satzes). Wir kommen mithin zu
dem Resultat: Die Fundamentalräume in dem neuen Coordi-
natensystem sind zu je ziveien in Bezug auf die Fundamental-
fläche 2 tei Ordnung conjugirt.
Eine Relation zwischen den Liniencoordinaten stellt eine
dreifache Unendlichkeit von Geraden im Raum dar, d. h. das,
was man einen Liniencomplex zu nennen pflegt; zwei Relationen
zwischen den Liniencoordinaten stellen eine doppelte Unendlich
keit von Geraden dar, d. h. eine Liniencongruenz und schliess
lich drei Relationen zwischen den Liniencoordinaten eine Regel
fläche.
Vier Beziehungen der genannten Art stellen dann im All
gemeinen eine endliche Anzahl von Geraden des Raums dar.
Definirt man einen Complex als eine Mannigfaltigkeit oo 3
von Geraden und einen algebraischen Complex als eine Mannig
faltigkeit oo 3 von Geraden, deren Coordinaten algebraische