Full text: Anleitung zur gründlichen Erlernung der Rechenkunst, mit Anwendung der Decimalbrüche und der zweckmäßigsten Verkürzungen, mit besonderer Berücksichtigung für das kaufmännische Bedürfniß und den Selbstunterricht ([Erster Band])

VIII 
gelten Formen sich gestalten, so weiß doch der größte Theil 
der Menschen nicht, daß dieses nach mathematischen Urge- 
setzen der Natur geschehe; aber wie weit weniger Menschen 
gibt es, die der Anwendung der Arithmetik entbehren kön 
nen , und in welchem Lebensverhaltnisse hat man nicht mit 
Ziffern und Zahlen zu thun? Die Arithmetik ist auch diejenige 
Wissenschaft, die zuerst das Denkvermögen des Knabenö und 
Mädchens in Anspruch nimmt, und, von dem Lehrer und 
Erzieher gehörig behandelt, zuerst geeignet ist, dasselbe zu 
scharfen, pnd Wißbegierde und Streben nach intellectueller 
Vervollkommnung zu erwecken und zu beleben *). 
Absichtlich habe ich mich bey den vier Rechnungsarten 
in unbenannten Zahlen etwas lange aufgehalten; denn ich 
betrachte sie als die Grundfeste, auf welcher das ganze Ge 
bäude der Rechenkunst ruht. Auch die Decimalen habe ich 
weitläufig behandelt, weil sie dem praktischen Rechner ein 
vorzügliches Erleichterungsmittel darbieten. 
Einige, welche meinem Unterrichte in der Arithmetik 
im Laufe desselben beywohnten, und Andere, die da 
glaubten, mit einigen Lektionen sey dem Mangel ihrer, 
arithmetischen Kenntnisse schon abgeholfen , wollen behaupten, 
daß diese Wissenschaft, wie sie in diesem Lehrbuche abge 
handelt ist, die Fassungskräfte des Jünglingsalters über- 
*) Bekanntlich war die Arithmetik der erste Gegenstand des Studiums 
in der Schule des berühmten Pythagoras, und so zu sagen die 
Grundfeste, worauf der Bildungsplan seiner Schüler beruhte. Arith 
metik galt für die edelste Wissenschaft; vollkommenes Bekanntseyn 
mit Zahlen für das höchste Gut.
	        
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