Full text: Anleitung zur gründlichen Erlernung der Rechenkunst, mit Anwendung der Decimalbrüche und der zweckmäßigsten Verkürzungen, mit besonderer Berücksichtigung für das kaufmännische Bedürfniß und den Selbstunterricht ([Erster Band])

ouf das Jahr (pro armo) in Procentcn bestimmt, und unter 
liegt einem beständigen Fallen und Steigen. Wenn der Handel 
eines Platzes lebhaft ist, so wird der Diskont hoch seyn, und 
für Wien war er gewiß dazumahl am höchsten, als zur Zeit des 
französischen Continental-Systems außer London sich vielleicht 
kein europäischer Handelsplatz einer solchen merkantilischen Leb 
haftigkeit zu erfreuen hatte, als Wien, und gerade dazumahl 
erreichte der Discont eine Höhe von 3o bis 40^; denn das Be 
dürfniß nach barem Gelde war um so größer, je anlockender 
und ergiebiger der Nutzen der Geschäfte war. Tritt also Ge- 
fchaftsstille auf einem Handelsplätze ein, so ist auch das Bedürf 
niß nach Gelde weniger. 'Auch das wechselseitige Vertrauen unter 
Kaufleuten übt einen mächtigen Einfluß auf den Discont aus; 
denn wer einen Wechsel escomptirt, thut dieses nur, wenn er 
an dem richtigen Eingänge des Wechsels nicht zweifelt, das heißt, 
wenn er gegen dieses oder jenes Individuum, das ihm nach den 
Wechselgesetzen für die Summe des Wechsels haften muß, die 
Meinung hegt, daß es auch diese Bürgschaft erfüllen könne. 
Herrscht Mißcredit auf einem Platze, so behalt man lieber sein 
Geld in der Kasse, als man sich für den Genuß der Interessen 
der Gefahr Preis gibt, das Kapital zu verlieren. Gegenwärtig 
im Frühjahr 18-21 , ist der Discont auf dem Wiener Platze in 
Wiener Währung 4 und 5|-, was dasjenige, was oben über d:e 
Ursache des Niedrigseyns gesagt wurde, bewahrheitet. In Conv. 
Münze ist er5 und 6£, und die kaiserl. priv. österreich. National 
bank discontirte bisher nicht höher als 5£. 
§. 355. Bey Berechnung des Diskonts hat man zuerst die 
Verfallzeit des Wechselbriefes zu suchen , und dann die Tage 
bis zum Zahltage, das heißt, die dazwischen liegenden und die 
beyden Tage zu zählen. Der Zahltag eines Wechsels aber ist 
der letzte Respekttag, nähmlich der dritte Tag nach dem Ver 
falltage. 
Sola - Wechselbriefe, das sind solche, wo der Aussteller zu 
gleich Zahler ist, genießen keine Respekttage, sondern nur solche, 
die von einem andern Orte her auf Wien gezogen sind. In der 
Folge denke ich über das Fach der Wechselbriefe umständlicher zu 
sprechen. Indessen möge Unkundigen das Gesagte genügen. 
H. 356. Die Berechnung des Disconts geschieht nach den 
vorhergehenden Regeln; man berechnet nähmlich das Interesse, 
und zieht es von der Wechselsumme ab. Was übrig bleibt, hat 
der Verkäufer des Wechselbriefes sogleich zu empfangen. Z. B. 
A discontirt am 7. März 1821 an B einen von Frankfurt auf
	        
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