Full text: enthaltend: die Lehre von allen Arten Münz- und Wechselrechnungen, die Wechselkurssysteme der vorzüglichsten Handelsplätze, eine Abhandlung über die österreichischen Staatspapiere und deren Berechnung, die Maaren-Kalkulationen, die Lehre von den Logarithmen und ihrer Anwendung, nebst allerei Bemerkungen über Münzen, Maße und Gewichte verschiedener Handelsplätze (Zweiter Band)

minder Begüterte in den Stand gesetzt werden sollen, an dem, 
den Darleihern bewilligten Nutzen, Antheil zu nehmen. Um nun 
den Zweck der Anleihe dennoch zu erreichen/ wird eine sehr große 
Anzahl Schuldverschreibungen, jedoch in kleineren Summen aus 
gestellt, welche zusammen genommen die Summe des ganzen An 
lehens ausmacht. Diese Schuldverschreibungen haben dann ge 
wöhnlich den Namen: Partial-Schuldverschreibungen, Partial- 
Obligationen, Partial-Loose, oder kurzweg Partiale. 
Die Amortisationsweise (die Tilgungswerse, das ist die Ab 
tragung des gemachten Anlehens) kann auf dreierlei Arten ge 
schehen, als: i) Es wird jährlich eine bestimmte Anzahl solcher 
Schuldverschreibungen (eine Serie) aus einem Glucksrade gezo 
gen, und sammt den nach dem stipnlirten Zinsfüße darauf haften 
den Zinsen bezahlt. 2) Es wird von jeder einzelnen Schuldver 
schreibung jährlich nur ein Theil des Kapitals sammt Zinsen gegen 
Rückgabe des der Schuldverschreibung angehefteten Coupons be 
zahlt. 3) Es wird jährlich eine bestimmte Anzahl Schuldver 
schreibungen verlooflt, und somit das Ganze in eine Art Lotterie 
verwandelt. Diese letzte Art ist diejenige, welcher sich die Regie 
rungen in unserm gegenwärtigen Zeitalter vorzugsweise bedienen, 
daher hier umständlicher davon gesprochen wird. 
Eine Lotterie-Anleihe kann auf dreierlei Arten eingerichtet 
werden, als: ») Der Besitzer eines Looses erhält von dem Nenn- 
werthe desselben, das ist von der Summe, aus welche dasselbe lau 
tet, nicht mit jedem Jahre die Zinsen, sondern er bezieht die Los 
summe sammt dem darauf haftenden Zins erst dann, wenu die 
Nummer desselben in der Verloosung heraus kommt. Dafür aber 
wird ihm der Vortheil eingeräumt, daß ihm für seine Einlage, 
das ist für die Geldsumme, welche er zum Ankaufe des Looses ver 
wendet hat, ein Gewinn zufließen kann, welcher den Betrag der 
Zinsen sammt Zinsen von Zinsen, welche er auf anderen Wegen 
zu dem höchsten Zinsfüße hätte erreichen können, wert übersteigt. 
Der geringste Treffer beträgt mindestens alle Mahl so viel, als 
der Nennwerth des Looses sammt den rückständigen einfachen Zin 
sen. Zu dieser Art gehört das Anleihen, welches der k. k. öster 
reichische Hof mit dem Hause Rothschild im Jahre 1820 abge 
schlossen hak. Wenn z. B. Jemand ein solches Loos im Jahre 182c» 
um den Nennwerth desselben von 100 fl. gekauft hat, so bekommt 
er im ungünstigsten Falle dafür 200 fl. Der ungünstigste Fall 
aber ist jener, wenn das L00S erst bei der letzten oder zwanzigsten 
Ziehung, welche im Jahre ,84» Statt hat, mit dem geringsten 
Treffer von 200 fl. verlasset wird. Er bekommt somit für die 
100 fl., welche er ausgelegt hat, nach Verlauf der 20 Jahre 
200 fl., also um loo fl. mehr als er gab, und so viel betragt
	        
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