Full text: enthaltend: die Lehre von allen Arten Münz- und Wechselrechnungen, die Wechselkurssysteme der vorzüglichsten Handelsplätze, eine Abhandlung über die österreichischen Staatspapiere und deren Berechnung, die Maaren-Kalkulationen, die Lehre von den Logarithmen und ihrer Anwendung, nebst allerei Bemerkungen über Münzen, Maße und Gewichte verschiedener Handelsplätze (Zweiter Band)

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denn man wird genöthigt seyn, sich an Wechsler zu wenden, 
welche in Hamburg Kredit genießen, und Wechsel dahin ausstel 
len können, wenn sie auch dort kein Guthaben haben. Dieß ist 
aber für den Trafsenten in Wien mit Unkosten verbunden; denn 
er muß seinem Kommissionär in Hamburg Provision, Interesse 
und das Briefporto vergüten, und der Wiener selbst will nebstbei 
auch etwas gewinnen. Also wird der Kurs steigen, und wenn er 
am vorigen Posttage z. B. 144s! war, jetzt etwas darüber notirt 
werden. Wären aber mehr Traflenten als Remittenten, d. r. 
mehr Geber als Nehmer vorhanden, so werden die Inhaber der 
Hamburger Wechsel etwas billiger verkaufen müssen, und der Kurs 
würde unter »44^ notirt werden. ES geht bei dem Wechselhau- 
del wie bei dem Waarenhandel. Ist Ueberfluß von einem Artikel 
da, und ist der überflüssige Artikel nicht gesucht, so werden die 
Inhaber niedrigere Preise machen müssen, wenn sie ihren Ueber 
fluß verkaufen wollen. Tritt aber Mangel und zugleich Nach 
frage um einen Artikel ein, so werden die Verkäufer ihre Forde 
rungen höher spannen. Der Wechselhandel entspringt eigentlich 
auch nur aus^dem Waarenhandel. Machen ein paar Länder ge 
genseitig viele Warengeschäfte, so werden sie auch viele Wechsel- 
geschäfte machen, da es in beiden Ländern viele^ Debitoren und 
Kreditoren, d. i. Kaufleute gibt, die einander schuldig sind oder 
an einander zu fordern haben. Es wird in diesem Falle auch viel 
trassirt und remittirt werden. Steht daher der Wechselkurs eines 
Landes auf das andere immerfort über das Pari, so kann man 
mit aller Wahrscheinlichkeit den Schluß ziehen, daß es mit dem 
Lande, auf welches der Kurs lautet, einen passiven Handel habe, 
das ist, mehr Waaren beziehe, als dahin verkaufe. Dieses zeigt 
sich auffallend bei allen Plätzen des Festlandes in den hohen Kur 
sen auf England. Wien notirt durch mehrere Jahre den Londner 
Kurs bei 10 fl., und das kommt daher, weil Wien von London 
sehr viel bezieht, während London und überhaupt ganz England 
wenig von Oesterreich bedarf. Erst im Jahre >826 ging der 
Londner Kurs in Wien auf 9 fl. 40 kr. mehr oder weniger zurück, 
und die Ursache davon ist in den beträchtlichen Sendungen von 
Schafwolle zu suchen, welche in diesem Jahre von Oesterreich 
nach England gemacht wurden. Ans eben dieser Ursache ist auch 
der Hamburger Kurs unter das Silber-Pari gewichen, während 
er sonst immer darüber stand, weil auch Hamburg große Bezüge 
von österreichischer Schafwolle machte, und es aus dieser Ursache 
in Wien viele Trassenten auf London und Hamburg gab. Im 
Jahre 1826, wo diese Versendungen gänzlich aufhörten, hob er 
sich wieder auf 10 fl. 10 kr. m. 0. w.
	        
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