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Uber innere Folgerichtigkeit.
springt, und zwar durch Schlüsse, bei denen außer den Stamm
sätzen nur die Sätze der Arithmetik benutzt werden. Diese Schlüsse
setzen voraus, daß die Stammsätze (Grundsätze, Axiome. Postulate)
der Geometrie einen haltbaren Stamm bilden; die Mittel für den
Beweis der Haltbarkeit liefert die „analytische Geometrie“, die auf
ein „Arithmetisieren“ der reinen Geometrie hinausläuft. Hier ganz
besonders zeigt sich die Stärke des Glaubens an die Arithmetik,
der tiefer wurzelt als der Glaube an die Geometrie, ja diesem als
Stütze dienen muß. Daß aber die Arithmetik die Geometrie stützt,
zum Beweis für die Haltbarkeit der Geometrie verhilft, wird nur
dadurch ermöglicht, daß man die Geometrie auf einen Stamm
zurückführt. Will man sich also auch gegenüber der Arithmetik
nicht mit dem überlieferten und durch die ungeheure Fülle von
erfolgreichen Anwendungen befestigten Vertrauen begnügen, sondern
eine Begründung dafür suchen, so entsteht die unumgängliche Forde
rung , auch die Arithmetik auf einen Stamm zurück
zuführen.
Die Haltbarkeit der Geometrie hat man als bewiesen zu be
trachten, wenn man die Haltbarkeit ihres Stammes bewiesen hat.
Ebenso muß man die — in der Geometrie vorgenommene — Halt
barkeit der Arithmetik anerkennen, wenn man die Haltbarkeit ihres
Stammes anerkannt hat. Während aber für die Untersuchung der
Geometrie ein Hilfsmittel zu Gebote stand, nämlich die Arithmetik,
so steht ein solches Hilfsmittel für die Arithmetik selbst nicht zu
Gebote; hinter die Arithmetik, diese Grundwissenschaft aller
Mathematik, können wir eben nicht zurückgehen. Wir sind in
derArithmetik darauf angewiesen, i lr r e n S t a m in aus
sich heraus zu beurteilen.
Daraus ergibt sich die Richtschnur, der man bei dem Aufdecken
der Stammsätze der Arithmetik folgen muß, wenn der uns vor
schwebende Zweck erreicht werden soll. Für andere Zwecke mag
man die Aufgabe so lösen, daß Begriffe, wie der der Menge oder
der der Zahl, die erst im Lauf einer langen Entwicklung ihren ur
sprünglichen Umfang zum heutigen erweitert haben, in den Stamm
sätzen schon fertig auftreten, statt sich vor unseren Augen heraus
zuarbeiten. Wenn auch die Möglickeit besteht, daß ein dieser Auf
fassung angepaßter Stamm die ganze vorhandene Arithmetik zu
sammenfaßt, so gibt ein solcher Stamm doch keinen Aufschluß über
die Quelle, aus der die Arithmetik fließt. Nur dadurch, daß man
die Arithmetik bis zu ihrer Quelle zurückverfolgt, kann man Stamm
sätze gewinnen, die mit der Eigenschaft der Unentbehrlich
keit die der äußersten Einfachheit verbinden. Stammsätze
dieser Art darf man als primitive S tammsätze oder als Kern•