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Der Aufbau der Geometrie.
9. In der Abhandlung von Hjelmslev wird, wie es auch sonst
üblich ist, vom „Euklidischen Muster“ gesprochen. Dies darf man
jedoch nicht so verstehen, als könnten Euklids berühmte „Ele
mente“ für die logische Gliederung der Geometrie heute noch als ein
vollkommenes Muster gelten. Erst allmählich hat sich die scharfe
Scheidung zwischen Lehrsätzen und Kern herausgearbeitet. Will
man zugleich den Fall selbständiger Teile der Geometrie oder der
Mathematik überhaupt berücksichtigen, so muß man statt vom
„Kern“ von einem Stamm sprechen. (Siehe oben Nr. 1—3.)
Ehe in dem Stamm alle Beweismittel bereitgestellt
sind, kann nicht zu den Lehrsätzen übergegangen werden.
Den Stamm müßte danach im ersten Buch der Elemente des
Euklid das vorstellen, was dem ersten Lehrsatz vorangeht: das
Verzeichnis von Begriffen und von Behauptungen, die für diese
Begriffe gelten sollen. Aber schon der erste Lehrsatz läßt in seinem
Beweis die Unvollständigkeit des Verzeichnisses erkennen. Zu
diesem Gegenstand sei auf S. 10, 44 und 45 der „Vorlesungen
über neuere Geometrie“ verwiesen.
PAL
JULI 2008
ENTSÄUERT