§ 7. Die Reihe 1 — 1 + 1 — 1 4 ....
Die Veranlassung zu dieser lässigeren Auffassung gab
eine schwankende Reihe, die Reihe 1 — 1 + 1 — 1 + 1 — 1
+ ... in inf.
Wie wir oben gesehen, hat Jacob Bernoulli diese
Reihe als ein »Paradoxon non inelegans« bezeichnet und ihren
Zusammenhang mit dem Ausdrucke ——— vollständig klar
gelegt. Nicht so klar wurde die Sache dem Camaldulenser
Mönch Guido Grandi, welcher im Jahre 1708 eine Schrift
veröffentlichte : Quadratura circuli et byperbolae per infinitas
hyperbolas geometrice exhibita, in welcher er in der Gleichung
qr—-— =1 — x 4 x 2 — x s 4 x i — ... in inf.
1 4 x
x — 1 setzte und darnach die Behauptung aufstellte
^ — 1 — 1 + 1 — I4I — 1 + .- in inf.
Er kam dadurch in einen Streit mit einem Landsmann,
der aber sich ganz intra muros Italiae abspielte, und so wurde
diese Grandische Behauptung vollständig übersehen, bis er im
Jahre 1710 in seiner Schrift »De infmitis infinitorum infinite-
que parvorum ordinibus« sie wiederholte. In dieser Schrift,
welche dem Deo veritatis, luminum patri, scientiarum do-
mino, geometriae praesidi gewidmet ist, sucht er die Lehre
von den überunendlichen Zahlen des Wallis (s. oben pag. 8)
aufrecht zu erhalten und bringt er wieder die obige Reihe zur
Sprache; dabei sucht er die Schwierigkeit des Paradoxons in
folgender Weise zu lösen. Er nimmt an: zwei Brüder erben
in einer Teilung aus dem väterlichen Nachlass einen Stein
von unschätzbarem Werte, den zu veräussern das Testament
verbietet; daher kommen sie unter sich darüber überein, dass
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Reiff, Gesell, d. unendl. Reihen.