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Elftes Kapitel: Auswertung von Integralen.
überall stetige Funktion f{x) von x, der dieselbe Periode
2 n zukommt, als eine unendliche Reibe in der Form
f(x] = a + ¿x sin x + b 2 sin 2x -f b 3 sin 3x + ...
+ c x cos x + c 2 cos 2x -f c 3 cos 3x
darstellen kann, worin a, b x , c x , b 2 , c 2 , b 3 , c 3 , . . . pässend zu
wählende Konstanten bedeuten sollen.
Da f(x) nach Voraussetzung die Periode 2n hat, die auch den
rechts stehenden Funktionen zukommt, genügt es, die Richtig
keit der Formel für die erste Periode von x = 0 bis x — 2n
darzutun.
Die Untersuchung der Erscheinungen bei einer schwingenden
Saite führte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mehrere
Mathematiker, zunächst den Baseler Dakiel Bernoulli (1700—1782)
und dann namentlich Euler (1707—1783), der aus der Schweiz stammte
und in Berlin und Petersburg wirkte, zu derartigen Reihen wie die
obenstehende, die man eine trigonometrische Reihe nennt. Später
benutzte der französische Mathematiker Fourier (1768—1830) tri
gonometrische Reihen in der Wärmetheorie. Er vermutete — aller
dings blieb er den strengen Beweis dafür schuldig —, daß man eine
ganz beliebig von x = 0 bis x — 2% gezogene Bildkurve immer
durch eine derartige Reihe wiedergeben könne, und zeigte, welche
Werte die Koeffizienten a, b x , c x , ¿ 2 , c 2 , b 3 , c 3 , . . . der Reihe haben
müßten, wenn seine Vermutung richtig wäre. Deshalb nennt man
diejenige trigonometrische Reihe, deren Koeffizienten wir nachher
ermitteln werden, heutzutage die Fourier sehe Reihe. Einen ein
wandfreien Beweis für ihre Richtigkeit hat erst der deutsche Mathe
matiker Dirichlet (1805—1859) gegeben.
Nach diesen geschichtlichen Vorbemerkungen erinnern wir daran,
daß man bekanntlich (vgl. S. 285) mit unendlichen Reihen nicht ohne
weiteres wie mit abgeschlossenen mathematischen Ausdrücken rechnen
darf. Deshalb brechen wir die oben angegebene Reihenentwicklung
nach ihren mit sin nx und cos nx behafteten Gliedern ab. Wir be
trachten also zunächst eine Funktion von der Form:
I cp (ar) = a + Z» 1 sin x -f ¿ 2 sin 2x + . . . -f b n sin nx
I — 1 + c x cos x -}- c 2 cos 2x + . . . -f c n cos nx,
wie a, b x , Cj, ¿g, c 2 , . . . b n , c n zunächst irgend welche Konstanten
sein sollen. Diese Funktion cp{x) ist überall stetig und hat
die Periode 2tc. Wir suchen nun die Koeffizienten a, b x , c x ,