204 Sechstes Kapitel. Lotterie-Anlehen und Lotterien.
schon hieraus und aus dem Grunde, daß dieses Spiel gegenwärtig zu den
beliebtesten und verbreitetsten in Badern gehört, diese Untersuchung gerecht
fertigt erscheint, so möchte sich dieselbe noch insbesondere dadurch rechtferti
gen, wenn man folgende Thatsachen beachtet, die den landständischen Ver
handlungen des Großherzogthums Baden entnommen sind.
Im Jahre 1839 wurde die Spielbank in Baden unter folgenden Bedin
gungen auf 15 Jahre in Pacht gegeben. Der Pachter zahlt ein für alle
Mal die Summe von 140000 Fl., um die Schulden des dortigen Bad
fonds zu tilgen, und jährlich die Pachtsumme von 45000 Fl. Hiefür erhielt
er die Erlaubniß, eine Bank für das Roulette-Spiel und das sogenannte
Trente-et-un zu errichten. Die Eröffnung des Spiels war auf den
10ten Mai und der Schluß auf den 25sten October festgesetzt. Dieser
Vertrag wurde im Jahre 1841 dahin -abgeändert, daß der Anfang auf den.
Isten Mai und der Schluß auf den 31sten October bestimmt wurde, und
der Pächter hiefür jährlich weitere 10000 Fl. Pacht zu entrichten hat. Ver
wandelt man die Baarzahlung von 140000 Fl. in eine jährliche Rente für
die Dauer von 15 Jahren, so ist ihr Werth nach 1 §. 32 bei 4 Proc.:
140000.0,04
T =
12591,75 Fl.
1-1,04 "
oder in runder Summe 12600 Fl. Hiernach beläuft sich die jährliche Pacht
summe auf 67600 Fl. Hatte der Pächter bei der Uebernahme noch son
stige Ausgaben zu bestreiten, so sind auch diese in Rechnung zu ziehen.
Hiefür, sowie für Aufstellung des zum Spiele nöthigen Personals, der
erforderlichen Betriebssumme rc., möchte eine weitere jährliche Summe von
30000 Fl. nicht zu hoch gegriffen sein. Hiernach wäre eine Summe von
97600 Fl. oder in runder Summe von 100000 Fl. einzunehmen, ehe rei
ner Gewinn eintreten kann. Nimmt man nun an, daß diese Summe durch
das Roulette-Spiel gedeckt werden soll, so wird, da die Bank nur 6
Monate spielt, nach 2 §. 3 ein Kapital von
also nahe ein Kapital von 4 Millionen Gulden nöthig, um diese Abgaben
zu decken. Sind nun die bestehenden Gerüchte über den wirklichen reinen
Ertrag der Spielbank nur einigermaßen begründet, so müßte man anneh
men, daß in jedem halben Jahre, worin das Spiel eröffnet ist, wenigstens
10 —15 Millionen Gulden an der Bank in Umlauf gesetzt werden. Diese
Summe dürfte deswegen nicht übersetzt sein, da der Gewinn der Bank bei
dem Trente-et-un viel geringer, als bei dem Roulette-Spiel ist, und der
niedrigste Einsatz bei jenem Spiele das ^/zfache von dem bei letzterm be
trägt. Setzt man die Dauer eines Spieles auf eine Minute und nimmt
man an, daß jeden Tag an beiden Banken 500 Spiele gemacht wer