Siebentes Kapitel. Sterblichkeit. 215
weißer Abkunft*). Es ist nicht zu leugnen, daß die Verfolgung dieses bis
jetzt noch wenig beachteten Gegenstandes hohes Interesse gewahren möchte.
Für die Heilkunde wäre sie gewiß von Bedeutung. Gesetzt, die Resultate
der Beobachtungen führten auf das Vorhandensein eines Einflusses des
Clima's auf die Lebensdauer, so wäre es die Aufgabe dieser Wissenschaft,
die Ursachen, worauf er beruht, naher zu erforschen und die Mittel anzuge
ben, wodurch der schädliche Einfluß abgewendet und die Lebensdauer geschützt
würde. Die Lösung dieser Aufgabe wäre ein Fortschritt der Wissenschaft
und eine Wohlthat für die Menschheit. Qu ekelet hat in seinem Werke
(über den Menschen) einzelne Notizen über den Einfluß der Climate und
auch der Jahreszeiten auf Sterblichkeit beigebracht. Sie sind aber nicht von
der Bedeutung, um ein Urtheil auf sie bauen zu können.
Zwar stellen Einige (Süßmilch und Casper) geradezu den Einfluß
climatischer Verhältnisse auf die menschliche Lebensdauer in Abrede. Doch
ist dieser Behauptung so lange nicht beizutreten, bis sie sich auf bessere
Nachweisungen stützt. Süß milch sagt (göttliche Ordnung, 2ter Theil,
S. 287): »Die Elimaten und die Verschiedenheit der Nahrungsmittel schei
nen fast gar keinen Einfluß zu haben, daß sie eine Veränderung in dem
Verhältnisse der Sterbenden in jedem Alter zu der Summe der Gestorbe
nen hervorbringen können. Bloß die Lebensart, die moralischen Umstande
des Lebens, das Laster und die Tugend, die Weichlichkeit und die Arbeit
samkeit verursachen einen kleinen Unterschied zwischen den Sterbenden auf
dem Lande und in großen Städten," und gründet seine Behauptung beson
ders darauf, »daß die Benedictinermönche, die Nonnen und die Tontinisten
in Paris nebst den Bauern in der Mark Brandenburg und denen in
Schweden meistens einerlei Regeln der Sterblichkeit unterworfen sind.«
Daß die gleichen Sterblichkeitsgesetze bei Mönchen und Tontinisten herrschen,
läßt sich leicht aus den gleichen oder wenigstens ähnlichen Verhältnissen er
klären, unter welchen sie leben. Ein solcher Zusammenhang ist aber weni-
*) Die einer Zeitung entnommene Notiz heißt so: »Aus einer von dem Brit
tischen Parlament jüngst veröffentlichten Uebersicht ergiebt sich, daß am
Schluffe des Jahres 1840 die Zahl der Sklaven in den Vereinigten Staa
ten 2487213 Köpfe betrug, 1246408 männliche und 1240805 weibliche. Von
dieser Zahl hatten 753 Männer und 480 Frauen ein Alter von 100 Jahren
erreicht und bereits überschritten, während von der übrigen Bevölkerung von
14189108 Weißen nur 476 Männer und 315 Frauen ein gleiches Alter
entweder erreicht oder bereits überschritten hatten. Außerdem gab es 386245
freie Neger, 186467 Männer und 199778 Frauen, von denen 286 Männer
und 261 Frauen ein Alter von 100 Jahren erreicht hatten.« Als Beispiel
eines hohen Alters unter den Negern wird noch angeführt, daß eine Nege
rin in einem Alter von 180 Jahren im südlichen Theile Nordamerika'ö ge
storben sei.