Siebentes Kapitel.
Theorie der ebenen Kuryen.
§ 1. Kurve, Tangenten und Normalen.
167. Begriff der ebenen Kurve. Unter einer ebenen
Kurve verstehen wir den Inbegriff aller Bildpunkte (pc, y) einer
Funktion y — f{x), die in einem Variabilitätsbereiche der Ver
änderlichen x überall stetig ist und überall eine bestimmte
endliche Ableitung f (x) hat. Gelegentlich werden wir noch
mehr Forderungen an f(x) stellen.
Unter den gemachten Voraussetzungen gehört zu jedem
Werte von x innerhalb des Variabilitätsbereiches ein Kurven
punkt (x, y), ferner bilden alle Kurvenpunkte wegen der Stetig
keit von f(x) eine lückenlose Kette, und drittens hat die Ge
rade, die durch einen bestimmt gewählten Kurvenpunkt M 0
und einen anderen Kurvenpunkt M geht, eine Grenzlage, wenn
die Abszisse x von M in die Abszisse x 0 von M 0 übergeht.
Diese Grenzlage ist die Tangente des Kurvenpunktes M 0 , vgl.
Nr. 27 und 32.
Es gibt Funktionen y = f(x), die in einem Variabilitäts
bereiche überall stetig sind und doch nirgends eine bestimmte
endliche Ableitung haben. Ihre Bildpunkte (x, y) bilden also
zwar lückenlose Ketten, diese haben jedoch keine Tangenten,
weshalb wir sie auch nicht als Kurven bezeichnen.
Wir werden in der Folge öfters kurz sagen, eine in einem
Bereiche definierte Funktion sei differenzierbar, sobald sie dort
überall eine bestimmte endliche Ableitung hat. Benutzen wir
diese Ausdrucks weise, so fassen wir das Gesagte so zusammen:
Von Funktionen y = f{cc), die Bilder haben sollen, die man
Serret-Scheffers, Diff.- u. Integr.-Rechn. I. 6. u. 7. Aufl. 19 flCJT