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Kap. VII. Theorie der ebenen Kurven
Wenn die konstante Krümmung k gleich Null ist, folgt
aus dt: ds = k, daß dx = 0, also r = arc tg y = konst., daher
y = konst., etwa y = a, mithin nach Satz 5, Nr. 29, y — ax
= konst., folglich
y = ax -f konst.
wird. Dies aber ist die Gleichung einer Geraden.
Satz 12: Die Kreise und die Geraden sind die einzigen
ebenen Kurven konstanter Krümmung, insbesondere die Geraden
diejenigen von der Krümmung Null.
Daß jeder Kreis eine konstante Krümmung hat, erhellt
auch geometrisch. Für ein Bogenstück MM 1 eines Kreises
um C mit dem Radius N, siehe Fig. 38a, wird nämlich Nr
gleich dem Zentriwinkel MGM 1 . Dieser aber ist gleich dem
Bogen Ns oder MM 1 , dividiert mit dem Radius N. Daher
ist Nt: Ns — 1 : N, d. li. auf dem Kreise ist überhaupt schon
die mittlere Krümmung konstant, um so mehr also ihr Grenz
wert, das Krümmungsmaß. Aber wenn man ein Kreisstück
im Sinne wachsender Abszissen durchläuft, muß zwischen der
oberen und unteren Kreishälfte unterschieden werden. Man
ziehe zur Vergleichung die Fig. 38b heran. In beiden Figuren
wird der Bogen MM t im Sinne wachsender Abszissen durch
laufen, im big. 38 a ist Nt oder der Zentriwinkel positiv, in
Fig. 38 b dagegen negativ. Ist also N der positiv gemessene
Radius, so hat die untere Kreishälfte die konstante Krümmung
1 : N, die obere die konstante Krümmung — 1 : N. In der
Tat ist auch die erste Hälfte von unten gesehen konvex, die
zweite konkav. Man sieht noch mehr: Beachtet man, welche
Normalenrichtung nach Nr. 169 positiv ist, so ergibt sich,
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